Die Geschichte der Strecke geht auf die Initiative der Rheinischen Eisenbahngesellschaft zurück. Diese Gesellschaft hatte bereits im Oktober des Jahres 1843 die Eisenbahnstrecke von Aachen nach Lüttich in Betrieb nehmen können.
Um den eigenen Einfluss zu erhöhen und die Gemeinde Eupen an die Eisenbahn anzuschließen, drängte die Rheinische Eisenbahngesellschaft in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts auf den Bau einer Verbindungsstrecke in Richtung Herbesthal, wo die Gesellschaft bereits einen ausgedehnten Bahnhof besaß. Die Bemühungen machten sich bezahlt, die Strecke konnte zum 05.03.1864 eingleisig in Betrieb genommen werden.
In Herbesthal erhielt die Strecke Anschluss an die Strecke Aachen-Lüttich. Der Bahnhof Herbesthal wurde durch die neue Strecke zum Anschlussbahnhof, behielt jedoch zunächst noch sein bisheriges Empfangsgebäude. Eupen erhielt ein neues Bahnhofsgebäude am westlichen Ortsrand im Bereich der Straßenkreuzung Vervierser-/Herbesthaler Straße, das jedoch nicht lange Bestand haben sollte..
Wurde die neue Strecke zunächst noch durch die Rheinische Eisenbahngesellschaft betrieben, so ging die Strecke durch die Verstaatlichung der privaten Eisenbahngesellschaften zum 01.04.1880 an die Königlich-Preußische-Eisenbahn-Verwaltung (K.P.E.V.) über.
Die K.P.E.V. strebte ihrerseits eine Erweiterung der Strecke an. Durch die K.P.E.V. wurde zu Beginn der 1880er Jahre das Projekt der Vennbahn vorangetrieben. Diese Bahn stellte von Stolberg und Aachen Rothe-Erde die Verbindung in Richtung Malmedy/Luxemburg her. An diese Strecke war auch Raeren angebunden. Das nahe an Eupen gelegene Raeren sollte neuer Endpunkt der Strecke Herbesthal-Eupen werden, um einen direkten Übergang von Zügen aus Herbesthal auf die Vennbahn ohne Umweg über Aachen zu ermöglichen.
Zügig schritt die K.P.E.V. mit diesem Vorhaben voran, so dass die Verlängerung bereits zum 03.08.1887 in Betrieb genommen werden konnte. Die Verlängerung der Strecke zog eine Veränderung der Bahnanlagen in Eupen nach sich. Der bislang am westlichen Ortsrand gelegene Bahnhof wurde aufgegeben und rückte an den Nordrand Eupens. Ebenso passierte das Streckengleis nun Eupen an dessen Nordrand, an der Bahnhofstraße entstand im Jahr 1887 ein neues Bahnhofsgebäude. Das bisherige Empfangsgebäude wurde in der Folgezeit abgerissen.
Ebenso wurden die Bahnanlagen in Herbesthal nun den gestiegenen Anforderungen durch die Abwicklung des Vennbahnverkehrs angepasst und erweitert. In Raeren entstand neben dem Abschluss der Strecke im Bahnhof ein Verbindungsgleis zur Strecke in Richtung St. Vith, so dass eine direkte Befahrung ohne Umsetzen der Lok möglich wurde.
Im Jahr 1909 wurde die gesamte Strecke durch die K.P.E.V. zweigleisig ausgebaut.
Eine Änderung der Besitzverhältnisse ergab sich durch den ersten Weltkrieg und dessen Folgen. Durch den Versailler Vertrag wurden die Kreise Eupen und Malmedy Belgien zugeschlagen. Dadurch ging die Strecke zum 28.02.1921 von der K.P.E.V. an den belgischen Staat über. Fortan wurde der Betrieb mit Ausnahme einer Zeit im zweiten Weltkrieg von den belgischen Staatsbahnen durchgeführt.
Im Jahr 1935 wurde der Streckenabschnitt zwischen Eupen und Raeren auf eine eingleisige Streckenführung zurückgebaut. Auch der Abschnitt zwischen Welkenraedt und Eupen wurde später nur noch eingleisig geführt. Wann dieser Streckenabschnitt zurückgebaut wurde ist mir nicht bekannt.
Nach dem zweiten Weltkrieg stieg der Autoverkehr stetig an, so dass der Personenverkehr für die belgische Staatsbahn nicht mehr rentabel war. Als Folge daraus wurde der Personenverkehr zwischen Herbesthal und Raeren zum 28.03.1959 eingestellt. Lediglich der Güterverkehr auf der Strecke blieb erhalten. Der Fortführung des Güterverkehrs war zwingend, da diese bis 1991 die einzige Verbindung zwischen dem Rheinland und dem belgischen Grenzgebiet war, die den Transport von Lademaßüberschreitungen zuließ.
Im Jahr 1965 wurde der Bahnhof Herbesthal aufgegeben. Die Abwicklung des Zugverkehrs wurde an den nur wenige hundert Meter entfernten Bahnhof Welkenraedt abgegeben, dessen Anlagen neu errichtet wurden. Der frühere Bahnhof von Herbesthal wurde dann im Jahr 1983 abgerissen.
Nachdem das Bahnhofsgebäude Eupens seit der Einstellung des Personenverkehrs im Jahr 1957 ungenutzt blieb, wurde dieses im Jahr 1973 abgerissen. Ein Schritt in die entgegengesetzte Richtung tat sich im Jahr 1984. Die Strecke wurde im Personenverkehr zwischen Welkenraedt und Eupen wieder eröffnet, elektrifiziert und Eupen erhielt ein neues Empfangsgebäude. Im gleichen Jahr wurde der Güterumschlag im Bahnhof Eupen eingestellt, im Jahr 1988 folgte die Einstellung des Güterverkehrs im Bahnhof Welkenraedt.
Seit Juni 1990 wurde die Strecke zwischen Eupen und Raeren (und darüber hinaus über die Vennbahn in Richtung Bütgenbach) durch die Vennbahn V.o.E. im Touristikverkehr mit historischen Fahrzeugen befahren. Diese Fahrten fanden großen Zuspruch in der Bevölkerung und bei Eisenbahnfreunden.
Nachdem seit 1991 die Möglichkeit bestand die Strecke von Aachen-West nach Montzen für Lademaßüberschreitungen zu, wurden diese Transporte nicht mehr über die Strecke Raeren-Eupen-Welkenraedt abgewickelt. Der Güterverkehr wurde gänzlich eingestellt.
Nachdem der Vennbahn V.o.E. im Jahr 2001 aufgelöst wurde, fielen die Touristikfahrten auf der Strecke weg, so dass es nur noch sporadische Überführungsfahrten zwischen Eupen und Raeren gab.
Heute wird die Strecke lediglich im Stundentakt von Zügen der IC-Linie A zwischen Welkenraedt und Eupen bedient. Gelegentlich kommt es zu Überführungsfahrten zwischen Welkenraedt und Raeren zur Firma Rail & Traction, die seit 2005 die Werkstatthalle im Bahnhofsbereich Raeren nutzt.
Rot: Strecke Welkenraedt - Eupen - Raeren (L 49)
Blau: Strecke Aachen - Lüttich (L 37)
Gelb: Strecke Welkenraedt - Montzen (L 39)
Grün: Vennbahn Raeren - St. Vith (L 48)
Kilometer: | Ort: |
0,0 | Bf. Welkenraedt / Bf. Herbesthal |
5,9 | Bf. Eupen |
13,5 | Bf. Raeren |
Der Bahnhof Welkenraedt ist seit 1965 Ausgangspunkt der Strecke nach Eupen. Bis zu diesem Jahr begann die Strecke im nur wenige hundert Meter östlich gelegenen Herbesthal.
Das frühere kleine Empfangsgebäude aus den sechziger Jahren wurde im Jahr 1998 durch großes, neues Empfangsgebäude ersetzt. Das alte Empfangsgebäude blieb als Unterkunft für die Personale erhalten und liegt von der Gleisseite betrachtet links vom heutigen Bahnhofsgebäude. Der Umfang der Gleisanlagen zeigt die Bedeutung des Bahnhofes. Neben dem Hausbahnsteig sind zwei Mittelbahnsteige vorhanden, an denen fünf Gleise abgeschlossen sind. Während der Personenverkehr in Welkenraedt ununterbrochen durchgeführt wurde, stellte man den Güterverkehr im Jahr 1988 ein.
Im Bahnhof bestehen Übergangsmöglichkeiten auf die Strecke Aachen-Lüttich. Neben dieser international bedeutsamen Strecke zweigt ebenso eine Strecke nach Montzen ab, die im Januar 2006 elektrifiziert wurde. Der Personenverkehr auf der Strecke nach Montzen wurde bereits im Jahr 1957 eingestellt.
Im Stundentakt wird der Bahnhof Welkenraedt von der IC-Linie A (Oostende-Welkenraedt-Eupen) bedient. Darüber hinaus verkehrt im Zweistundentakt der EuregioAixpress zwischen Aachen und Lüttich. Neben diesen Zügen verkehren stündlich weiterhin Regionalbahnen in Richtung Geronstere.
Die Strecke verlässt den Bahnhofsbereich in nordöstlicher Richtung und unterquert zunächst die Neutralstraße. Nach einigen hundert Metern ist der frühere Bahnhof Herbesthal erreicht.
Der Bahnhof Herbesthal war von 1864 bis ins Jahr 1965 der Ausgangspunkt der Strecke in Richtung Eupen/Raeren. Bis zum Umsetzung der Versailler Verträge diente der Bahnhof Herbesthal auch als Grenzbahnhof zwischen Deutschland und Belgien. Entsprechend waren die Ausmaße, die das Bahnhofsgelände in Anspruch nahm.
Neben dem sehr großen Empfangsgebäude, das im Jahr 1889 neu erbaut wurde, waren hier umfangreiche Güter- und Zollanlagen für die Zollabfertigung vorgehalten. Zudem waren hier ein Betriebswerk und eine Bahnmeisterei untergebracht. Seine Bestimmung als Grenzbahnhof verlor der Bahnhof zum 19.01.1920, als aufgrund der Versailler Verträge die deutsch-belgische Grenze weiter in Richtung Osten verschoben wurde.
Die Strecke in Richtung Eupen/Raeren scherte westlich der Zoll- und Güterabfertigungsanlagen aus dem Bahnhofsbereich aus.
Nachdem der Bahnhof im Jahr 1965 zugunsten des Bahnhofes Welkenraedt aufgelassen wurde, folgte die Einstellung des Personen- und Güterverkehres. Als der Bahnhof nun sämtlicher Aufgaben beraubt war, wurde das Empfangsgebäude nebst allen Nebenanlagen im Jahr 1983 abgerissen. Lediglich das Gebäude der Zollabfertigung ist heute noch erhalten und beherbergt Gewerbeflächen. An der Tivolistraße befindet sich noch ein Gebäude, das nur schwerlich seinen Bahnhintergrund verleugnen kann.
Kurz hinter der Brücke der Neutralstraße zweigt die Strecke aus dem Vorfeld des Bahnhofes Welkenraedt aus und zweigt hinter dem Bahnhofsbereich Herbesthal in einem weiten Bogen in südöstlicher Richtung ab. Noch im Bogen kreuzt die Strecke die Limburgerstraße an einem Bahnübergang.
Hinter dem Bahnübergang verläuft die Strecke weiter durch freies Feld. Nach etwa 900 Metern endet die weite Kurve, an deren Ende die Strecke die Rabotratherstraße unterquert. Ab hier verläuft die Strecke weiter nahezu geradlinig in Richtung Eupen. Nach weiteren 500 Metern überquert die Strecke die Autobahn E 40 (Aachen-Lüttich). Im weiteren Verlauf quert die Strecke mehrere Wirtschaftswege und erreicht nach der Brücke der Hochstraße den nördlichen Ortsrand Eupens. Die Strecke verläuft entlang des nordöstlichen Ortsrandes von Eupen, kreuzt die Aachener Straße mittels einer Brücke und erreicht den Bahnhof Eupen.
Nachdem der Personenverkehr im Bahnhof Eupen bereits im Jahr 1959 eingestellt und das damalige Bahnhofsgebäude Eupens im Jahr 1973 abgerissen wurde, schien es so, als hätte dies das Ende für den schienengebundenen Verkehr in Eupen bedeutet.
Die entscheidende Veränderung brachte das Jahr 1984. In diesem Jahr wurde die Strecke zwischen Welkenraedt und Eupen elektrifiziert und Eupen erhielt nach elf Jahren wieder ein Bahnhofsgebäude. Zeitgleich wurde allerdings die Abwicklung des Güterverkehrs im Bahnhof Eupen endgültig eingestellt.
Nach dem Umbau ist der Bahnhof dreigleisig gestaltet. Am Hausbahnsteig befindet sich mit Gleis 1 ein Stumpfgleis, an dem früher die Triebwagen des Regionalverkehrs hielten, das Streckengleis (Gleis 2) dient dem Halt des IC A. Erreichbar ist das Gleis für die Reisenden über einen geschotterten Bahnsteig. Gleis 3 ist als Überholgleis angelegt.
Während der Bahnhof in den ersten Jahren nach der Wiedereröffnung noch als Haltepunkt für Regionalbahnen diente, erfolgt die Bedienung des Bahnhofes heute nur noch durch die IC-Linie A im Stundentakt nach Oostende.
Die Strecke verlässt den Bahnhof Eupen in einer engen Linkskurve und verläuft danach entlang des östlichen Ortsrandes Eupens zunächst nahezu geradlinig in nordöstlicher Richtung. Nach etwa 1,3 km geht die Strecke in eine weite Rechtskurve über, an deren Ende sie ein ausgedehntes Waldgebiet erreicht.
Dieses Waldgebiet (Osthertogenwald) säumt die leicht gewundene Strecke auf den nächsten 2,7 Kilometern. Kurz nach Verlassen des Waldes geht die Strecke in eine Rechtskurve über, die sofort von einer Linkskurve gefolgt wird. Im Bereich der Linkskurve befand sich etwa zwischen 1928 und 1945 nach rechts abzweigend eine Weichenverbindung zu einer kurzen Verbindungsstrecke, die einen direkten Übergang auf die Vennbahn in Richtung St. Vith/Ulfingen ermöglichte. Der linke Zweig der Weichenverbindung erreichte nach wenigen Metern ihren Endpunkt, den Bahnhof Raeren.
Im Bahnhof Raeren bestanden Übergänge auf die Vennbahnstrecke in Richtung Aachen Rothe-Erde/Stolberg, sowie in Richtung Belgien.
Das erste Empfangsgebäude des Bahnhofes ist heute noch in seiner ursprünglichen Größe erhalten, wird jedoch derzeit nicht mehr als Bahnhofsgebäude genutzt. Das Gebäude war zwischen 1991 und 2002 die Heimat der Vennbahn V.o.E.
Als die früheren Landkreise Eupen und Malmedy nach dem ersten Weltkrieg an Belgien gingen wurde Raeren zum Grenzbahnhof zwischen Belgien und Deutschland. Eine Ausnahme bildete die Zeit von 1940 bis 1945, als die östlichen belgischen Gebiete wieder von Deutschland besetzt waren. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Raeren wieder zum Grenzbahnhof.
Neben dem Empfangsgebäude sind heute noch die beiden Stellwerke des Raerener Bahnhofes erhalten und erwähnenswert. Beim östlichen Stellwerk (Cab. S I) handelt es sich um ein mechanisches Stellwerk der Firma Siemens und stammt wohl aus dem Jahr 1885. Das westliche Stellwerk (Cab. S II) geht zurück auf eine englische Bauart aus dem Hause Saxby. Vermutlich ist dieses Stellwerk das einzig verbliebene und funktionstüchtige Stellwerk dieser Bauart auf der Welt.
Neuestes Bauwerk ist die im Jahr 1992 für den Vennbahn V.o.E. errichtete Wartungshalle. Diese Halle wird, nachdem der Vennbahn V.o.E. seine Tätigkeit einstellen musste, seit dem Jahr 2005 von der Firma Rails et Traction genutzt.
Zwischen 1991 und 2001 führte der in Raeren ansässige Verein Vennbahn V.o.E. von Raeren aus Touristikfahrten auf der belgischen Vennbahn durch. Wegen hohen zu erwartenden Investitionen und wohl auch mit politischem Hintergrund musste der Vennbahn V.o.E. seine Tätigkeit im Jahr 2002 einstellen. Ein Abriss der Vorgänge, die zum Ende der aktiven Vennbahn führen ist auf der Internetseite der Vennbahn V.o.E. unter den Presseberichten zu finden.