Angebundene Strecken:
Stolberg - Münsterbusch
Beschreibung:
Der Stolberger Bahnhof in der heutigen Form entstand im Jahre 1888 durch die Zusammenlegung von drei getrennten Bahnhöfen nach der Verstaatlichung der bis dahin privat geführten Eisenbahngesellschaften. Diese drei Bahnhöfe waren die Bahnhöfe der Rheinischen Bahn, der Bergisch-Märkischen-Eisenbahngesellschaft und der Aachener-Industriebahn-Gesellschaft, die bis zu ihrer Auflösung eng beieinander lagen. Zunächst soll hier kurz auf diese drei Bahnhöfe eingegangen werden.
Der Bahnhof Stolberg-Rheinisch
Der Stolberger Bahnhof der Rheinischen-Eisenbahngesellschaft war der erste Bahnhof der Stadt Stolberg. Er entstand im Zusammenhang mit dem Bau der Strecke von Aachen nach Köln, die durch die Rheinische-Eisenbahngesellschaft betrieben wurde. Bereits im Jahr 1841 wurde dieser Bahnhof eröffnet. Der Bahnhof wurde durch den neuen Hauptbahnhof im Jahre 1888 ersetzt.
Nachdem zum 29.12.1870 die Strecke nach Alsdorf durch die Rheinische-Eisenbahngesellschaft in Betrieb genommen wurde, zweigte diese Strecke im Bahnhofsbereich nach Norden von der Strecke Aachen-Köln ab. Nach der Verstaatlichung der privaten Bahngesellschaften wurde dieser Abzweig aufgegeben, das Streckengleis in Richtung Alsdorf (Herzogenrath) im Abzweig Quinx an die bereits bestehende Verbindung in Richtung des früheren Bahnhofes der Aachener-Industriebahn angebunden.
Der Bahnhof der Bergisch-Märkischen Bahn
Der Stolberger Bahnhof der Bergisch-Märkischen Bahn entstand an der Strecke von Stolberg über Eschweiler-Aue in Richtung Mönchengladbach. Dieser in der Stolberger Velau (heute im Bereich Güterbahnhof/Bahngelände der Vegla) gelegene Kopfbahnhof wurde durch die Entstehung des neuen Hauptbahnhofes überflüssig und abgerissen. Auf seinem Gelände entstand das Betriebswerk Stolberg.
Der Bahnhof der Aachener Industriebahn
Der Bahnhof der Aachener-Industriebahngesellschaft lag in Atsch an der heutigen Haldenstraße. Wie auch der Bahnhof der Bergisch-Märkischen Bahn war er als Kopfbahnhof ausgelegt. In diesem 1871 erbauten Bahnhof war die Strecke der Aachener-Industriebahn in Richtung Morsbach (später bis Kohlscheid) abgeschlossen. Damit der Bahnhof der AIB an die Bahnhöfe der Rheinischen- und der Bergisch-Märkischen Bahn angeschlossen werden konnte, entstand im Jahr 1875 eine Brücke über die Bahnhofstraße und die Talbahn, die nach 1988 entfernt wurde, deren Brückenlager aber heute noch an der Rhenaniastraße erkennbar ist.
Nach dem Bau des Stolberger Hauptbahnhofes wurde das Bahnhofsgebäude überflüssig und abgerissen. Die Gleisanlagen dienten in der Folge als Verschiebebahnhof. Heute ist dieser Bereich teilweise noch vorhanden und wird gelegentlich als Abstellanlage genutzt.
Wie bereits erwähnt entstand der Hauptbahnhof im Jahr 1888 durch die Zusammenlegung der drei privaten Bahnhöfe. Ausschlaggeben für den Bau des neuen Bahnhofes war neben logistischen und praktischen Überlegungen wohl auch die Inbetriebnahme der Verbindungsstrecke an die Vennbahn nach Walheim im Jahr 1889 für den Personenverkehr.
Wegen dieser angeschlossenen Strecke, die bereits seit 1881 als Stichstrecke bis Stolberg-Hammer die Industrie im Stolberger Talkessel erschloß, wurde der Bahnhof als Keilbahnhof angelegt. Nördlich des Empfangsgebäudes befanden sich die Personenbahnsteige für die Strecken in Richtung Köln, Aachen, Kohlscheid, Herzogenrath und Mönchengladbach. Südlich des Empfangsgebäudes befand sich der Bahnsteig in Richtung Walheim.
Es ist allerdings anzumerken, daß der Stolberger Hauptbahnhof in seinen ersten Jahren nicht auf dem Stadtgebiet Stolbergs lag, sondern dem Gebiet Eschweilers zugehörig war. Erst zur Zeit des dritten Reichs, zum 01.01.1935 (andere Quelle: 30.09.1935), wurde der Bahnhofsbereich mit anderen Teilen Eschweilers der Stadt Stolberg ohne Entschädigungsleistung an Eschweiler zugeschlagen.
Im April 2010 fand der offizielle Spatensticht zur Reaktivierung der Ringbahn in Stolberg statt. Im Stolberger Bahnhof soll nun das ESTW der EVS für den Betrieb der Strecke entstehen. Im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten wurde es nötig, die Stromversorgung (Oberleitung) vom Gleisnetz der EVS zu trennen. Diese aufwändigen Arbeiten nahmen einige Zeit in Anspruch.
Mitte September 2012 ging der neue Mittelbahnsteig an Gleis 43 in Betrieb. Derzeit wird der Bahnsteig nur für an Gleis 43 genutzt, an der die Euregiobahn abgefertigt wird. Gleis 44 soll mit Inbetriebnahme der Ringbahn genutzt werden.
Personenverkehr
Es war nicht verwunderlich, daß sich Stolberg zum Eisenbahnknotenpunkt in der Region entwickelte, wurden doch zu besten Zeiten gleichzeitig fünf Strecken im Personenverkehr bedient. Dies waren die Strecken
Köln-Aachen,
Stolberg-Hochneukirch-Mönchengladbach,
Stolberg-Alsdorf-Herzogenrath,
Stolberg-Kohlscheid und
Stolberg-Walheim-Raeren.
Es war allerdings nur eine Frage der Zeit bis der Kahlschlag im Personenverkehr seine Spuren in Stolberg hinterließ. Zum 29.05.1960 wurde der Personenverkehr zwischen Stolberg und Würselen-Nord eingestellt, nachdem dieser zwischen Würselen-Nord und Kohlscheid bereits zum 20.05.1951 eingestellt wurde.
Nur wenig später, am 31.12.1962, fand dann auch der letzte Personenverkehr zwischen Stolberg und Walheim statt. Ab Schmitthof in Richtung Belgien war der Personenverkehr bereits 1944 zum Erliegen gekommen und wurde nach dem zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgenommen.
Zunächst war es einige Zeit ruhig. Bis dann zum 01.06.1980 der Personenverkehr auf der Mönchengladbacher Strecke bis Jülich begrenzt wurde. Allerdings konnte sich der Personenverkehr nach Jülich auch nicht mehr lange halten. Der Personenverkehr zwischen Stolberg und Jülich wurde zum 28.05.1983 eingestellt.
Die letzte Einstellung im Personenverkehr mußte Stolberg dann zum 28.12.1984 hinnehmen, als die letzte planmäßige Fahrt zwischen Stolberg und Herzogenrath stattfand. So war ab diesem Datum die Strecke als einzige noch betriebene Strecke im Personenverkehr verblieben.
Nachdem Stolberg seit Ende 1984 somit nur Haltepunkt für Regionalexpress und Regionalbahnen war, ist der Bahnhof seit Einführung des Sommerfahrplanes 2001 um eine Relation im Personenverkehr reicher. Die neu in Betrieb genommene Euregiobahn nach Heerlen wurde gegenüber früher von Aachen aus bis Stolberg - Altstadt erweitert. Ein zweiter Ast der Euregiobahn verkehrt seit dem 11.12.2005 über Herzogenrath nach Alsdorf.
Die Streckenführung im Stolberger Bahnhof bietet eine betriebliche Besonderheit: Die Fahrzeuge der Euregiobahn (BR 643.2 der DB) müssen in Stolberg wegen der Keillage der Strecken ihre Fahrtrichtung ändern. Dazu fährt der Triebwagen am Bahnhofsgebäude vorbei bis in den Güterbahnhof, wo dann der Triebfahrzeugführer in den anderen Führerstand wechselt und nach dem Umstellen einer Weiche die jeweils andere Strecke befahren kann. Mit dieser Linie ist nun auch das Stolberger Tal bis zum Haltepunkt Altstadt nach langen Jahren wieder im Personenverkehr versorgt.
Ab dem 11.09.2004 wurde dann auch die Talbahnstrecke (Stolberg-Hochneukirch) bis Weisweiler in das Netz der Euregiobahn aufgenommen und wieder im Personenverkehr bedient. Werktags wird die Talbahn im Halbstundentakt, sonntags im Stundentakt bedient. Auch hier kommen Triebfahrzeuge der Baureihe 643.2 zum Einsatz. Nachdem die Strecke zunächst nur bis Weisweiler betrieben wurde, folgte im Sommer 2009 die Verlängerung nach Langerwehe und mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2009 bis Düren.
Die Betriebsaufnahme in Richtung Weisweiler erforderte eine Zugtrennung im Bahnhof Stolberg. Bei den an Gleis 43 ankommenden Zügen werden beide Triebwagen voneinander getrennt. Der in Fahrtrichtung Weisweiler erste Triebwagen setzt seine Fahrt nach Weisweiler fort, wogegen der zweite Triebwagen eine Minute später abfährt, im Bereich des Güterbahnhofes kopfmacht und dann seine Fahrt in Richtung Stolberg-Altstadt aufnimmt.
Der Hausbahnsteig des Bahnhofes Stolberg an Gleis 43 weist eine Länge von 163 m auf und wird regulär nur von der Euregiobahn in Richtung Weisweiler und Stolberg-Altstadt angefahren. Dieser Bahnsteig besitzt eine an das Empfangsgebäude angebaute Bahnsteigüberdachung. Der nur über einen Treppenaufgang zu erreichende Mittelbahnsteig der Gleise 1 und 2 ist 281 m lang und 38 cm hoch. Ausgerüstet ist der Bahnsteig mit einem Wartehäuschen. Nach der Einstellung des Fahrkartenverkaufs wurden im Bahnhofsbereich Fahrkartenautomaten aufgestellt.
Nachdem bereits im Jahr 2009 ein neuer Bahnsteig (Gleis 27) südlich des Empfangsgebäudes für in Richtung Stolberg-Altstadt verkehrende Züge eingerichtet wurde, kam im Herbst 2012 ein neuer Mittelbahnsteig für die Gleise 43 und 44 hinzu. Gleis 43 ist die Verlängerung des Hausbahnsteiges, der bislang bis an das Empfangsgebäude reichte. Gleis 44 bedient seit der kompletten Reaktivierung der Ringbahn am 12.06.2016 deren Verkehr.
Im Herbst 2016 wurde mit den vorbereitenden Arbeiten für die Umgestaltung des Bahnhofsbereichs begonnen. Es entsteht ein Parkhaus auf dem bisherigen P+R-Bereich mit einem "Skywalk", einer Art Brücke, die den direkten Zugang vom Parkhaus zum Mittelbahnsteig bietet. Der Mittelbahnsteig wird im Rahmen der Arbeiten ebenso mit Blick auf den Rhein-Ruhr-Express erneuert.
Güterverkehr
Wegen der vier in Stolberg verknüpften Strecken und der schon immer hohen industriellen Ausrichtung Stolbergs ist es kaum verwunderlich, daß der Güterverkehr für den Bahnhof Stolberg bis heute einen hohen Stellenwert besitzt.
Bereits in den ersten Jahren nach der Einführung der Eisenbahn wurden bereits einige Anschlußgleise an verschiedene Fabriken eingerichtet. Natürlich waren es zuerst die Unternehmen der Schwerindustrie, wie z.B. die verschiedenen Hüttenwerke, die sich für ihre umfangreichen Transporte die neue Eisenbahn zu Nutze machten. Weiterhin waren die Stolberger Glaswerke, die sich in unmittelbarer Nähe des Stolberger Hauptbahnhofes befinden ein Kunde aus den frühen Jahren der Eisenbahn.
Über ein eigenes, mehr als ein Kilometer langes, Anschlußgleis wurde die Konkordia-Hütte ab dem Jahr 1912 bis nach dem zweiten Weltkrieg versorgt. Für diese Strecke wurde eine eigene Brücke über die Phönixstraße in Eschweiler errichtet. Die Brücke wurde nach dem zweiten Weltkrieg entfernt, die Brückenlager sind heute jedoch noch erhalten.
Ebenfalls über ein eigenes Anschlußgleis mit einer respektablen Länge wurde die Zinkhütte im Ortsteil Birkengang angeschlossen. Die Besonderheit dieser Strecke war, daß diese hochgelegene Hütte nur über eine Z-Fahrt zu erreichen war. Der Ausgangspunkt dieser Strecke befand sich im Bereich des früheren Bahnhofes in der Velau.
Einen weiteren Schub im Transportaufkommen brachte der Ausbau der Vennbahnstrecke bis Hammer im Jahre 1881. Durch diese Strecke wurden die Industrieunternehmen (Prym, Bleihütte Berzelius) im Stolberger Vichtbachtal an die Eisenbahn angebunden.
Im Laufe der Zeit sind einige Firmen weggefallen oder neu hinzugekommen. Jedoch werden bis zum heutigen Tage noch einige Firmen in ganz Stolberg über die Eisenbahn mit Materialien versorgt.
Zu einem weiteren Schwerpunkt hat sich in den letzen Jahren die Anschlußstelle Rüst (Zur Mühlen) entwickelt. Über diesen Anschluß werden die Transporte zu den Firmen BSR Naturstein GmbH und Schwermetall beliefert.
Für die Region ist Stolberg bedeutend als Zugbildungsbahnhof für die Güterverkehrsleistungen in der Region. Von hier aus gibt es tägliche Güterzüge in Richtung Gremberg. Im Stolberger Hauptbahnhof wird auch das Recycling von Altschotter im neu angelegten Werk der Firma BSR auf dem früheren Bahnhofsgelände durchgeführt.
Ehemalige Stellwerke
Da sich im Bereich des Stolberger Bahnhofes nicht weniger als vier Strecken trafen, die zeitweise noch von drei verschiedenen Gesellschaften bewirtschaftet wurden ist es verständlich, daß es eine hohe Anzahl von Stellwerken gab.
Heute sind allerdings nur noch zwei Stellwerke im Bahnhof Stolberg erhalten. Hier zunächst die Stellwerke, die nicht mehr erhalten sind:
Im Bereich des früheren Bahnhofes der Aachener Industriebahn (vom Hbf in Richtung Aachen) waren dies die Stellwerke Sif (1881-1987), Sbf (1948-1987) und Sa.
Im Bereich des früheren Bahnhofes der Bergisch-Märkischen-Eisenbahngesellschaft in der Velau (später Betriebswerk) befand sich das Stellwerk Sl (1873-1987).
Gegenüber des Empfangsgebäudes an der Hauptstrecke Aachen-Köln lag das Stellwerk St (1888-1987). An der Einfahrt aus Richtung Eschweiler kommend lag das wohl interessanteste Stellwerk des Bahnhofes, das Stellwerk Sof (1948-1987). Die Besonderheit dieses Stellwerkes war, daß es als Brückenstellwerk ausgeführt war, d.h. der Bedienraum befand sich wie eine Brücke über zwei Gleisen.
Alle bisher genannten Stellwerke wurden im Jahre 1987 abgerissen, nachdem der Stolberger Bereich auf Relaissteuerung umgestellt wurde. Gleichzeitig wurde die Signalisierung von Form- auf Lichtsignale umgestellt.
Heutige Stellwerke
Heute befinden sich, wie bereits erwähnt, im Stolberger Bahnhofsbereich nur noch zwei Stellwerke. Dies ist zum einen das Fahrdienstleiterstellwerk Sf (Typ Siemens Sp Dr S600) das direkt am Empfangsgebäude gelegen ist und zum anderen das Wärterstellwerk Sr, daß mitten im Bereich des Güterbahnhofes an der Ausfahrt in Richtung Eschweiler liegt.
Für den Ringschluß der Euregiobahn war es erforderlich die Netze der DB und der EVS zu trennen. Aus diesem Grund wurden diverse Gleisbaumaßnahmen durchgeführt, Signalanlagen erneuert und ein elektronisches Stellwerk für die EVS errichtet. Das elektronische Stellwerk entstand in einem Seitenflüges der Empfangsgebäudes.
Im Mai 2012 ging das elektronische Stellwerk der EVS in Betrieb, nachdem ein erster Versuch am 04.12.2011 aus organisatorischen Gründen gescheitert war. Gesteuert wird vom EVS-Stellwerk nun das gesamte EVS-Netz inklusive des Stolberger Bahnhofs. In Händen der DB bleiben lediglich die durchgehende Hauptstrecke (KBS 480) und Gleis 3.
Mit dem Bau des neuen Hauptbahnhofes erhielt der neue Bahnhof Stolberg auch ein Betriebswerk. Dieses Betriebswerk entstand im Bereich des früheren Bahnhofes der Bergisch-Märkischen-Eisenbahngesellschaft in der Velau. In den folgenden Jahren kam wurde das Werk stetig erweitert, bis im zweiten Weltkrieg ein Teil der Anlagen zerstört wurde. Ab dem Jahr 1952 werden erstmals neben den bis dato üblichen Dampflokomotiven auch Schienenbusse dem Stolberger Bw zugeteilt, die dieses im Jahr 1964 wieder abgibt.
Nachdem später die Dampflokomotiven immer mehr aus dem Bestand der Bundesbahn zurückgedrängt wurden kam dann auch für das Bw Stolberg das Ende als Dampflokbetriebswerk. Stolberg war bis zum Jahr 1976 das letzte Betriebswerk das letzte Bw, das noch über Dampfloks verfügte.
Nach dem Ende der Dampflokzeit wurde das Betriebswerk Stolberg noch einige Zeit für andere Loktypen genutzt. Nachdem der Erhalt des Stolberger Betriebswerkes nicht mehr nötig erschien wurden die Anlagen im Jahr 1983 abgerissen.
Heute ist in Stolberg nur noch eine kleine Dieseltankanlage erhalten, die die hier stationierten Loks der Baureihe mit Kraftstoff versorgt.
Detaillierte Informationen über das Betriebswerk Stolberg und den dort eingesetzten Loktypen finden sich auf den Seiten von Guido Radermacher.
Ein Dank für weitere Informationen zur Geschichte des Bahnhofes geht an Claus Günkel!