Angebundene Strecken:
Merkstein/Nordstern - Grube Carl-Alexander, Baesweiler (Grubenanschlußbahn)
Beschreibung:
Insgesamt gab es in Merkstein drei Bahnhöfe bzw. Haltepunkte:
Bahnhof Nordstern,
Bahnhof Merkstein,
Haltepunkt Merkstein-West
Zuerst muß ich vorwegschicken, daß es relativ schwer ist Informationen über den Bahnhof Nordstern zu bekommen. Daher sind an einigen Stellen Vermutungen geäußert, die nach längeren Diskussionen in d.e.b.e und Emails als logisch und sinnvoll erscheinen. Eine hundertprozentige Garantie kann ich hier aufgrund der lückenhaften Informationen nicht geben, versuche jedoch der Lösung so nahe wie möglich zu kommen.
Der Bahnhof Nordstern lag zwischen den Ortschaften Merkstein und Alsdorf-Busch. In der Literatur wird Nordstern dem Ort Merkstein zugeschlagen. Benannt ist der Bahnhof nach der 1876 abgeteuften Steinkohlengrube Nordstern, für die der Bahnhof den Anschluß an das Eisenbahnnetz bedeutete.
Der Bahnhof lag an der Strecke Herzogenrath-Stolberg, die 1890 auf dem Teilstück von Alsdorf bis Herzogenrath für den Verkehr freigegeben wurde. Das Teilstück von Alsdorf bis Stolberg war bereits seit 1871 in Betrieb. Auf einer Karte von 1879 (von Schweers und Wall) ist wohl ein Gleis eingezeichnet, daß wie ein Anschlußgleis aussieht, daß vom Bahnhof Alsdorf über den (späteren) Haltepunkt Wilhelmschacht bis Nordstern führt. Leider liegt mir diese Karte nicht vor.
Es liegt die Vermutung nahe, daß dieses Anschlußgleis später zum Lückenschluß zwischen Alsdorf und Herzogenrath als Streckengleis verwendet wurde. Dem entgegen steht eine Aussage von Lutz Hennig Meyer in seinem Buch "150 Jahre Eisenbahnen im Rheinland", der die Erbauungszeit des Bahnhofes Nordstern als zeitgleich mit dem Bau der Stellwerke Merksteins (d.h. 1913) beschreibt, an anderer Stelle erwähnt Meyer jedoch, daß der Bahnhof Nordstern nach der Verstaatlichung der Eisenbahnanlagen umgebaut wurde. In diese Umbaumaßnahmen fiel auch der Bau der Stellwerke. Dies bedeutet, daß der Bahnhof bereits vor dem Bau der neuen Stellwerke (1913) bestanden haben muß.
Meine Vermutung: Spätestens mit der Inbetriebnahme der Strecke zwischen Alsdorf und Herzogenrath (1890) dürfte der Bahnhof Nordstern entstanden sein (vermutlich aber schon vorher. s.o.!). In den ersten Jahren hat im Bahnhof scheinbar nur Güterverkehr stattgefunden. In dem mir vorliegenden Kursbuchauszügen ist der Bf. Nordstern im Jahr 1914 erstmalig erwähnt. Leider fehlen mir Aufzeichnungen aus den Jahren zwischen 1897 und 1914, so daß ich das Jahr, an dem der Personenverkehr aufgenommen wurde, nicht genau nennen kann. Als Rückschluß kann man jedoch sagen, daß der Personenverkehr zwischen 1897 und 1914 eingeführt worden sein muß.
Im Jahre 1913 wurde ein neues Stellwerk im Bahnhof Nordstern gebaut.
An der Strecke Stolberg-Herzogenrath hatte der Bahnhof seine Lage in etwa bei km 15,0 (Schwankungen in den Kursbuchauszügen: von km 14,9 bis km 15,2). Zusätzliche Bedeutung erhielt der Bahnhof im Jahre 1925, als von Nordstern aus die Stichstrecke zur Grube Carl-Alexander in Baesweiler eröffnet wurde. In der Ausfädelung der Stichstrecke nach Baesweiler entstand am nördlichen Bahnhofsende ein kleiner Übergabebahnhof. Dieser Bereich umfaßte vier Gleise und war bereits im abzweigenden Bogen der Strecke angelegt. Betrieblich gehörte dieser Übergabebahnhof wohl zu Nordstern.
Seinen betrieblichen Höhepunkt hatte der Bahnhof wohl in den Jahren von 1925 bis 1927. Im Jahre 1927 ließ die Bedeutung des Bahnhofes Nordstern um einiges nach, da in diesem Jahr die Grube Nordstern geschlossen wurde und der damit verbundene Kohleverkehr der Grube entfiel. Der Bahnhof blieb jedoch weiter bestehen.
Im Kursbuch des Jahres 1936 ist der Bahnhof Nordstern letztmalig erwähnt.
Während der Bahnhof letztmalig 1936 in den Kursbüchern auftauchte erschien im gleichen Jahr erstmalig ein Bahnhof mit dem Namen Merkstein im Kursbuch. Dieser lag an der Strecke Stolberg Herzogenrath bei km 16,1.
Aufgrund der Nähe beider Bahnhöfe kann davon ausgegangen werden, daß der Bahnhof Merkstein in die Nähe des immer weiter expandierenden Ortes Merkstein gebaut wurde. Dafür wurden die Gleisanlagen des Bahnhofes Nordstern vermutlich in Richtung des heutigen Bahnhofes Merkstein erweitert, bzw. verschoben. Der Abzweig in Richtung Baesweiler blieb jedoch weiter bestehen. Als weiteres Indiz dafür, daß die Bahnhöfe Merkstein und Nordstern ineinander übergegangen sind spricht die Tatsache, daß der Güterbahnhof Merkstein und der Übergabebahnhof nach Baesweiler das gleiche Ausziehgleis benutzten.
Der Bahnhof Merkstein lag beiderseits der Merksteiner Geilenkirchener Straße. Auf der westlichen Seite (Richtung Herzogenrath) lag der Personenbahnhof Merkstein, auf der östlichen Seite (Richtung Alsdorf) der Güterbahnhof.
Das Empfangsgebäude des Personenbahnhofes wurde Anfang der dreißiger Jahre erbaut. Der Bahnhofsbereich bestand aus zwei Gleisen mit Mittelbahnsteig. Vor einigen Jahren (allerdings nach 1986) wurde der Bahnhof im Rahmen der Umgestaltung des Bahnhofplatzes abgerissen.
Der Güterbahnhof Merkstein besaß einen Güterschuppen und eine Schüttgutrampe. Bis auf die Gleis- und Signalanlagen ist heute nichts mehr vom ehemaligen Güterbahnhof erhalten geblieben. Zur Geschichte des Güterbahnhofes Merkstein siehe auch Abschnitt über Nordstern!
Seit dem Jahr 1913 gab es in Merkstein das Fahrdienstleiterstellwerk Mf und das Wärterstellwerk Mw. Nachdem die Bedeutung des Bahnhofes Merkstein mit dem Nachlassen der Kohletransporte immer geringer wurde und die Technik immer weiter fortschritt wurde der Bahnhof Merkstein ab dem Jahr 1985 von neuen Herzogenrather Stellwerk Hf aus ferngestellt. Die beiden alten Merksteiner Stellwerke wurden dann im Jahr 1987 abgerissen nachdem sie überflüssig geworden waren.(Vielen Dank für die Informationen zur Stellwerkstechnik in Merkstein an Dietmar Wenk!)
Seit dem 12.12.2004 wird der Bahnhof Merkstein in veränderter Form wieder stündlich im Personenverkehr bedient werden. Im Rahmen des Euregiobahn-Projektes ist die Reaktivierung von Teilstücken der Strecke Herzogenrath-Stolberg vorgesehen. Als erstes Teilstück ging die Strecke vom Herzogenrather Hauptbahnhof bis zum früheren Bahnhof Merkstein wieder in Betrieb.
Die vorbereitenden Arbeiten an der Strecke wurden Anfang April 2004 aufgenommen. Nach einem Beschluß des Bau- und Verkehrsausschusses der Stadt Herzogenrath erhielt der Haltepunkt den Namen Herzogenrath-August-Schmidt-Platz. Enden wird der Verkehr vorerst vor dem Bahnübergang Geilenkirchener Straße.
Nun hat Merkstein nicht mehr den Status eines Bahnhofes, sondern wird zum Haltepunkt. Die Ausrüstung besteht aus einem Wartehäuschen und einem Fahrkartenautomaten. Zum Einsatz kommen die üblichen Talent-Triebwagen der Baureihe 643.2 der Euregiobahn.
Der Haltepunkt Merkstein-West ist der letzte Haltepunkt, der in Merkstein eingerichtet wurde. Angelegt wurde der Haltepunkt zwischen 1949 und 1957. Erstmalig taucht dieser Haltepunkt in den mir vorliegenden Kursbuchauszügen von 1957 auf. Der Haltepunkt lag an der Strecke Stolberg-Herzogenrath bei km 17,8. Der Bahnsteig liegt am Bahnübergang der Sebstianusstraße gegenüber des Parkplatzes.
Seit dem 12.12.2004 wird auch der Haltepunkt Merkstein-West im Rahmen des Euregiobahn-Projektes wieder stündlich im Personenverkehr bedient. Ab diesem Zeitpunkt trägt der Haltepunkt den Namen Herzogenrath-Alt-Merkstein erhalten. Zur Reaktivierung wurde der Haltepunkt mit einem Wartehäuschen und einem Fahrkartenautomaten ausgerüstet.
Im Jahre 1913 nahm die Grube Adolf in Merkstein die Förderung auf. Bereits zu Beginn der Förderung gab es eine kurze Stichstrecke vom Bahnhof Merkstein zur Grube.
Weiterhin gab es eine private Eisenbahnstrecke des EBV vom Grubenbahnhof Anna in Alsdorf bis zur Grube Adolf. Vermutlich wurde diese private Strecke betrieben um die Trassengebühren für die Transporte zwischen beiden Strecken zu sparen. Heute befindet sich auf der Trasse der demontierten Strecke ein Radweg zwischen Merkstein und Alsdorf-Busch.
Ganz besonders möchte ich mich für die Hilfe bei der Recherche bei Andre Joost, Volker Blees, Ulrich Kaehn und Gernot Greier bedanken!