Angebundene Strecken:
Beschreibung:
Der Bahnhof Kohlscheid entstammt aus dem Jahr 1853 und wurde von der Aachen-Düsseldorfer-Eisenbahn-Gesellschaft an der Strecke Aachen-Mönchengladbach errichtet. Nachdem die Strecke zwischen Rheydt und Herzogenrath bereits im Dezember 1852 in Betrieb ging, wurde das letzte Stück zwischen Herzogenrath und Aachen, an dem auch Kohlscheid liegt, erst zum 17.01.1853 in Betrieb genommen werden.
In Kohlscheid entstand so ein für die Größe Kohlscheids doch ein recht großer Bahnhof. Grund für die Ausdehnung des Bahnhofes war der Anschluss der Steinkohlegrube Kämpchen, die bereits zum 27.01.1853 einen Anschluss an die Hauptstrecke über ein eigenes Anschlussgleis hatte.
Für den Güterbereich wurden Lade- und Rangiergleise, sowie ein Güterschuppen vorgehalten, die sich auf dem Areal des heutigen Baumarktes und des Gartencenters bis zur Roermonder Straße erstreckten. Weiterhin wurde im Bahnhof ein Kohlenlager angelegt. Trotz des Gleisanschlusses der Grube Kämpchen war eine Kohleverladung im Bahnhof vorhanden, da die kleinen Kohlegruben Kohlscheids ihre Kohle mit Pferdefuhrwerk zum Bahnhof bringen ließen.
Bereits im Jahr 1868 bekam der Bahnhof sein nächstes Anschlussgleis. Dieses Mal war es wieder eine der großen Steinkohlegruben, die nahegelegene Grube Laurweg, die ein eigenes Anschlussgleis in den Kohlscheider Bahnhof bekam. Auch nachdem die Grube Laurweg stillgelegt wurde, konnte die auf dem Gelände befindliche Brikettfabrik ihren Betrieb bis zum 30.06.1976 aufrechterhalten. Bis zur Schließung der Brikettfabrik wurde diese über den Güterbahnhof und ein Anschlussgleis versorgt.
Am 01.06.1892 wurde Kohlscheid an die zweite Eisenbahnstrecke angeschlossen. Das Anschlussgleis der Grube Kämpchen wurde in Richtung Würselen verlängert, um dort auf die Strecke nach Stolberg zu treffen. Mit diesem Tage gab es also eine durchgehende Gleisverbindung zwischen Kohlscheid und Stolberg. Das Streckengleis zweigte in Höhe des heutigen Stellwerks Kf in östlicher Richtung ab.
Zum 20.05.1951 wurde der Personenverkehr in Richtung Stolberg eingestellt. Diese Verkehre blieben zwar vorerst zwischen Würselen-Nord und Stolberg bestehen, kamen jedoch nicht mehr bis nach Kohlscheid.
Im Jahr 1953 verlor der Kohlscheider Bahnhof seine für den Güterverkehr so bedeutende Transportquelle, die Kohle. Die Grube Laurweg stellte die Förderung ein, nachdem sie bereits früher die Förderung der Grube Kämpchen mit übernommen hatte. Die Kohle Laurwegs wurde nach der Schließung in der Würselener Grube Gouley gefördert und von dort aus in Richtung Stolberg abgefahren.
Neben dem Anschlussgleis der Grube Laurweg befanden sich über die Zeit im Ortsgebiet von Kohlscheid noch drei weitere Gleisanschlüsse. Alle drei Anschlüsse wurden über die Strecke in Richtung Stolberg bedient. Direkt nach Verlassen des Güterbahnhofes befand sich ein Anschluss für einen Schrottplatz in Bereich der Roermonder-/Honigmannstraße. In welchem Zeitraum der Anschluss bedient wurde ist mir nicht bekannt. Zumindest ist dieses Gleis in einem Gleisplan des Jahres 1940 eingezeichnet.
Ein Stück weiter befand sich ein Anschluss für eine Marmeladenfabrik an der Nordstraße. Bis nach dem zweiten Weltkrieg fand die Bedienung dieses Anschlusses statt. Ein dritter Gleisanschluss befand sich direkt am Bahnübergang der Stolberger Strecke mit der Weststraße. Dort wurde die Lebensmittelhandlung Hillko bis zur Schließung des Kohlscheider Güterbahnhofes bedient.
Nach der Stilllegung des Personenverkehrs und dem Zusammenbruch im Güterverkehr erfolgte zum 01.11.1965 die Stilllegung der Stolberger Strecke zwischen Würselen-Nord und Kohlscheid, nachdem die Strecke auf diesem Teilstück bereits zum Teil zurückgebaut war. Nun blieb Kohlscheid nur noch der Anschluss an die Strecke Aachen-Mönchengladbach.
Mitte der 1960er Jahre wurde mit der Elektrifizierung der Strecke Aachen-Mönchengladbach begonnen. Der erste reguläre Zug mit elektrischer Traktion verkehrte am 26.05.1968.
Im Jahr 1976 wurde das Empfangsgebäude des Kohlscheider Bahnhofs abgerissen. Nach 1976 (wann genau ist mir nicht bekannt) wurde auch der Güterbereich des Bahnhofes aufgelassen. Später wurde dieser Bereich dann mit einem Baumarkt und einem Gartencenter überbaut.
Nach den ganzen Rückbauten der letzten Jahrzehnte präsentiert sich der Kohlscheider Bahnhof heute als reiner Haltepunkt für Regionalbahnen. Neben den beiden Streckengleisen sind heute lediglich südlich der Bahnsteige noch zwei weitere Überholgleise (eines je Richtung) vorhanden. Im Jahr 1987 wurden dann die Bahnsteige neu angelegt.
Im Herbst 2004 wurde mit der Umgestaltung des Bahnhofs Kohlscheid begonnen. Dazu wurde unter anderem ein Tunnel zwischen den Bahnsteigen eingerichtet, so dass der Bahnsteig in Richtung Aachen nun ohne größeren Umweg zu erreichen ist. Zu Verzögerungen kam es, da das zunächst beauftragte Bauunternehmen während der Arbeiten Insolvenz anmelden musste. Nach einer längeren Pause wurden die Arbeiten dann wieder aufgenommen und im Jahr 2006 fertiggestellt.
Beide Bahnsteige weisen eine Länge von 165 m und eine Höhe von 38 cm auf. Ausgerüstet sind die Bahnsteige mit Wartehäuschen und Fahrkartenautomaten.
Im Sommer 2018 wurde mit den Bauarbeiten für die Einführung des RRX in den Bahnhöfen Kohlscheid, Herzogenrath, Übach-Palenberg, Geilenkirchen, Lindern, Baal und Erkelenz begonnen. Die Bahnsteige dieser Bahnhöfe wurden auf eine einheitliche Höhe von 76 Zentimetern gebracht und sind nach Abschluss der Arbeiten barrierefreundlich zu erreichen sein. Zudem wurden die Bahnsteige, falls erforderlich, auf eine Mindestlänge von 220 Metern verlängert.
Der Bahnhof Kohlscheid um 1980
Dr. Werner Löffler stellte mir freundlicherweise Fotos zur Verfügung, die den Bahnhof Kohlscheid zu seiner aktiven Zeit um 1980 zeigen. Wer den Gleisbereich in seinem derzeitigen Zustand kennt, wird sich sicher an den Fotos erfreuen können. Einen herzlichen Dank an dieser Stelle an Dr. Löffler für diese Fotos:
Blick auf den Kohlscheider Güterbahnhof von der Einfahrt der Stolberger Strecke am Bahnübergang der Roermonder Straße. Halblinks ist noch das frühere Stellwerk zu erkennen. Foto: Dr. Werner Löffler |
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Der Abzweig in den Güterbahnhof und die Strecke nach Stolberg an der KBS 485 (Aachen-Mönchengladbach). Foto: Dr. Werner Löffler |
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Der Bahnsteig der KBS 485 in Richtung Mönchengladbach vor den Umbauten. Eine Lok der Baureihe 110 fährt gerade in den Bahnhof ein. Foto: Dr. Werner Löffler |
Als einziges Gebäude im Bahnhofsbereich ist noch das Fahrdienstleiterstellwerk Kf erhalten. Bei diesem Stellwerk handelt es sich um ein Spurplan-Drucktastenstellwerk von Siemens der Bauart 600 (SpDrS600). In Betrieb genommen wurde das Stellwerk im Jahr 1985. Vorher befand sich gegenüber dem früheren Empfangsgebäude ein altes Stellwerk, dass nach Inbetriebnahme des neuen Stellwerkes niedergelegt wurde.
Das Stellwerk ist nicht dauernd besetzt, sondern wird vom Stellwerk Hf in Herzogenrath ferngesteuert. Lediglich in der Anfangszeit oder bei Störungen ist das Stellwerk Kf besetzt.
Grund für den Bau eines eigenen Stellwerkes in Kohlscheid war, dass die Reichweite der Technik für die direkte Bedienung von Kohlscheid zu gering war. So wird nun das Stellwerk vom Herzogenrath aus ferngesteuert und vor Ort die Stellung der Signale und Weichen vorgenommen.
Vielen Dank für die Informationen zur Stellwerkstechnik in Kohlscheid an Dietmar Wenk!