Die Entstehung der Strecke Aachen Nord-Rothe Erde geht zurück auf das Engagement der Aachener-Industriebahngesellschaft (später: Aachen-Jülicher Eisenbahngesellschaft). Diese Gesellschaft machte es sich in eigenem Interesse zur Aufgabe, die von den bestehenden Eisenbahnstrecken nicht berührten Großunternehmen mit Verbindungsstrecken anzuschließen. Das eigene Interesse bestand darin, dass es sich bei den Gesellschaftern der Aachener Industriebahn um Inhaber der großen Industriebetriebe der Region handelte.
Der Bau der Strecke von Aachen-Rothe Erde nach Aachen Nord entstand vor dem Hintergrund die in Aachen Nord abgeschlossene Strecke nach Hoengen in Rothe Erde mit der Strecke Aachen-Köln der Rheinischen-Eisenbahngesellschaft zu verbinden. Darüber hinaus bot diese Strecke die Möglichkeit die Hüttenbetriebe in Rothe Erde zu erschließen. Es bot sich damit sogar der direkte Weg von der Steinkohlenzeche Mariadorf zu den Aachener Hüttenbetrieben, die zu den Kunden der Mariadorfer Kohle zählten. Zudem konnten die Fabriken im Gebiet um die Jülicher Straße in Aachen (damals noch Kölnsteinweg) erschlossen werden.
Nach der Konzessionierung der Gesellschaft im Jahr 1872 wurde die Aachener-Industriebahn AG im Jahr 1873 offiziell gegründet und die Vorbereitungen zum Bau der Strecke in Angriff genommen. Bereits zum 31.12.1875 konnte dann die Strecke von Rothe Erde nach Aachen Nord in Betrieb genommen werden.
Rothe-Erde verfügte über kein eigenes Bahnhofsgebäude der Aachener Industriebahn. In Aachen Nord wurde der Kopfbahnhof zum gemeinsamen Endpunkt, ebenso wurde der dem Empfangsgebäude vorgelagerte Güterbahnhof von beiden Strecken genutzt. Lediglich in Haaren, direkt an der Kreuzung mit der Jülicher Straße, entstand ein eigener kleiner Güterbahnhof.
Schon früh wurden am Bahnhof Aachen Nord die Firmen Krantz, Talbot, Garbe, Lahmeyer & Co. und Piedboeuf angeschlossen. Es ist anzunehmen, dass auch weitere Betriebe im Bereich des Güterbahnhofes Haaren Anschlussgleise hatten. Später kamen das Elektrizitätswerk Göbbelgasse, die Ziegelei Großstück, Wilhelm Hermanns (Kohlehandlung) und der Schlachthof der Stadt Aachen in der Metzgerstraße hinzu. Eine weitere Stichstrecke zweigte in Richtung der Gut-Dämme-Straße ab. Noch heute sind die Gleise auf der Rückseite des Möbelhauses Kochs im Straßenplanum erkennbar.
Um eine durchgängige Verbindung zwischen der Strecke Rothe Erde - Aachen Nord und der Strecke in Richtung Hoengen (später nach Jülich) zu schaffen, wurde im Bereich des heutigen Schwarzen Weges/Clarasiedlung ein kleines Gleisdreieck gebaut. Dies erlaubte die durchgehende Befahrung in jede Richtung.
Kurzzeitig kam es im Jahr 1876 zur Durchführung Personenverkehr, allerdings wurde dieser im Jahr 1876 schon wieder aufgegeben. Seitdem wurde zu keiner Zeit wieder Personenverkehr auf der Strecke durchgeführt.
Bereits zum 01.05.1887 wechselte die Strecke im Rahmen der Verstaatlichung der Eisenbahnstrecken in das Eigentum der Königlich-Preußischen-Eisenbahnverwaltung.
Nachdem der Güterverkehr zwischen Haaren und Würselen zum 31.08.1980 eingestellt wurde, entfiel auf der Strecke Aachen Nord - Rothe Erde der Zubringervekehr. Zum 31.12.1983 wurde die Strecke Aachen Nord - Rothe Erde offiziell stillgelegt und das kleine Gleisdreieck zwischen beiden Strecken entfernt. Erhalten blieb lediglich die direkte Durchfahrt von Haaren in Richtung des Bahnhofs Aachen Nord.
Heute wird der Verkehr auf der Strecke im Zugleitverfahren abgewickelt. Die an der Strecke befindlichen Bahnübergänge werden manuell vom jeweiligen Triebfahrzeugführer bedient.
Kilometrierung:
Kilometer | Ort |
0,0 | Bf. Aachen Nord |
1,6 / 0,0 | Abzweig Haaren Weiche |
0,7 | Gbf. Haaren |
4,3 | Bf. Rothe Erde |
Die unterbrochene Kilometrierung der Strecke ergibt sich dadurch, dass die Strecke aus zwei verschiedenen Streckennummern gebildet wird. Der Abschnitt vom Bahnhof Aachen Nord bis zum Abzweig Haaren B gehört zur Streckennummer 2555 (Aachen Nord-Jülich). Der zweite Abschnitt vom Abzweig Haaren B bis Rothe Erde gehört zur Streckennummer 2560 (Haaren-Rothe Erde). Die Nullpunkte der jeweiligen Strecken befinden sich bei der Strecke 2555 im Bahnhof Aachen Nord und bei der Strecke 2560 am Abzweig Haaren B.
Der Bahnhof Aachen Nord beherbergte bis zur Stilllegung des Personenverkehrs in Richtung Jülich die Jülicher Strecke und die reine Güterzugstrecke nach Rothe-Erde. Bereits vor der Einstellung des Personenverkehrs wurde das Empfangsgebäude und ein Teil des Geländes als Gebrauchtwagenhandlung genutzt. Nach der Einstellung des Personenverkehrs wurden die Gleisanlagen im Bereich des Personenbahnhofes entfernt und das Empfangsgebäude später als Getränkehandlung und Restaurant genutzt.
Der Güterbereich des Bahnhofes Aachen Nord war dem Personenbahnhof in nordöstlicher Richtung, entlang der Strecke, vorgelagert. Im Bereich des Güterbahnhofes waren über die Zeit verschiedenste Industriebetriebe mit ihren Anschlussgleisen angeschlossen. Von diesen ist heute ausschließlich Bombardier Transportation (früher Talbot) erhalten geblieben. Fast täglich finden heute noch Bedienfahrten zu Bombardier statt.
Der Streckenverlauf beginnt mit dem Nullpunkt der Strecke 2555 im Bahnhof Aachen Nord. Die Strecke verläuft zunächst gradlinig in nordöstlicher Richtung. Bereits nach einem kurzen Stück wird die Liebigstraße mittels eines Bahnübergangs gekreuzt.
Noch im Bereich zwischen der Liebigstraße und dem Prager Ring befand sich früher ein weiteres Anschlussgleis. Dieses Gleis verlief im Bereich des Bahnüberganges Prager Ring parallel zum Streckengleis und teilte sich mit diesem auch den Bahnübergang. Den Ursprung nahm dieses Gleis nahe des Abzweiges Haaren B. In der anderen Richtung zweigte das Gleis in das Industriegebiet im Bereich Liebigstraße/Feldstraße ab. Vermutlich wurde über dieses Gleis die frühere Gasanstalt angeschlossen. Bedient wurde über dieses Gleis auch die "Fabrik für Eisenkonstruktionen Heinrich Paulus". Ende der achtziger Jahre war das Gleis, marode und durch eine Schranke gesperrt, noch vorhanden. In der Folgezeit wurde das Gleis entfernt.
Weiterhin verläuft die Strecke einige hundert Meter parallel zum Grünen Weg. Nach etwa 400 m kreuzt die Strecke den Bahnübergang Prager Ring. Direkt hinter dem Bahnübergang befand sich früher der südwestliche Abzweig des Gleisdreieckes, heute als Abzweig Haaren B bezeichnet. An diesem Punkt, dem früheren Abzweig, beginnt nun die Strecke 2560, Haaren - Rothe-Erde. Die Kilometrierung beginnt hier nun wieder mit 0,0.
An dieser Stelle zweigt die Strecke in Richtung Rothe-Erde in einer engen Rechtskurve ab. Die frühere Strecke in Richtung Jülich verlief an dieser Stelle zunächst gradlinig weiter.
Die hier besprochene Strecke führt nach der Kurve weiter gradlinig weiter in südöstlicher Richtung und erreicht nach wenigen hundert Metern den früheren Güterbahnhof Haaren.
Der direkt am Bahnübergang Jülicher Straße gelegene Güterbahnhof Haaren konnte lediglich im Jahr 1876 für einige Monate Personenverkehr verzeichnen. Die Gleisanlagen des Güterbahnhofes sind im Laufe der Zeit zurückgebaut worden. Heute sind lediglich das Streckengleis und eine Weiche vorhanden. Diese Weiche führt zu einem benachbarten Industriebetrieb. Ob dieser Betrieb noch über die Schiene bedient wird ist mir nicht bekannt, erscheint mir jedoch relativ unwahrscheinlich.
Der Gebäudekomplex nördlich der Strecke (direkt am Bü) scheint mir so, als wäre hier noch ein Teil des alten Bahnhofsgebäudes erhalten und in die neue Bebauung integriert. Sicher bin ich mir dabei allerdings nicht. Für Hinweise wäre ich dankbar!
Direkt hinter dem Bahnhofsbereich kreuzt die Strecke die Jülicher Straße. Weiter verläuft die Strecke in südöstlicher Richtung entlang des Haarener Ortsrandes. Nach etwa 500 m beschreibt die Strecke in Höhe der Neuköllner Straße eine Linkskurve und verläuft nun in östlicher Richtung weiter. Etwas später unterquert die Strecke die Autobahn 544.
Etwa 200 m nach der Autobahnunterführung kreuzt die Strecke die Straße "Auf der Hüls" an einem Bahnübergang. Die Strecke verläuft weiter gradlinig und überquert nach weiteren 400 m die Charlottenburger Straße auf einer Brücke.
Kurz hinter der Brücke über die Charlottenburger Straße geht die Strecke in eine enge Rechtskurve über und verläuft entlang des östlichen Randes des Friedhofs Hüls. Direkt danach unterquert die Strecke, noch im Kurvenbereich, die Hauptstrecke Aachen-Köln.
Nachdem die Strecke die Hauptbahn unterquert hat verläuft sie nun in südöstliche Richtung und erreicht nach wenigen hundert Metern das östliche Ende des Bahnhofs Rothe-Erde.
Früher bestand über den Bahnhof Rothe-Erde der Anschluss an die Aachener Hüttenwerke. Ebenso war hier der Übergang auf die Vennbahnstrecke in Richtung Walheim und auf die Hauptstrecke Aachen-Köln möglich. Von diesen Verbindungen ist heute lediglich der Übergang auf die Strecke Aachen-Köln erhalten geblieben und wird auch für die Züge zu Bombardier genutzt.