Die Geschichte der Grube Sophia-Jacoba in Hückelhoven geht auf den Dürener Bergwerksunternehmer Friedrich Honigmann, Sproß der Industriellen- und Bergwerksfamilie Honigmann zurück. Bereits die Vorfahren Honigmanns waren im Aachener Revier als Bergwerksbesitzer aktiv gewesen.
Honigmann begann im Jahre 1884 mit Probebohrungen nach Steinkohle rund um die Ortschaft Hückelhoven. Nachdem Honigmann mit seinen Probebohrungen erfolgversprechende Funde erzielen konnte stellte er einen ersten Antrag auf Konzessionierung eines Steinkohlefeldes. Die erste Konzession erteilte das Bergamt an 22.05.1885. Bis ins Jahr 1899 ließ sich Honigmann insgesamt 29 Felder im Gebiet rund um Hückelhoven konzessionieren.
Die Grube Sophia-Jacoba trug ihren Namen nicht seit Beginn. Zunächst hieß die Grube Gewerkschaft Hückelhoven. Bis zum Abteufen des ersten Schachtes dauerte es allerdings noch einige Jahre. Am 12.10.1909 wurde damit begonnen den ersten Schacht der Grube (Schacht 1) in Hückelhoven abzuteufen. Gegen Ende des Jahres 1911 wurde damit begonnen den zweiten Schacht der Gewerkschaft Hückelhoven abzuteufen. Schacht 2 lag nur ca. 50 m entfernt vom zuerst abgeteuften Schacht 1.
Zur ersten Kohleförderung der Gewerkschaft Hückelhoven kam es im Jahre 1914. Gefördert wurde hier Antrazitkohle. Den Beginn der Förderung konnte Friedrich Honigmann nicht mehr erleben. Ein Jahr vor dem Förderbeginn war er verstorben, worauf hin die Grube an seine Erben fiel.
Im Jahre 1916 verkauften die Erben Honigmanns die Grube an den Niederländer Dr. Fenter van Vlissingen. Dieser war zu dieser Zeit Direktor der größten niederländischen Steinkohlehandelsgesellschaft, der Steenkolen Hendelsverening.
Bereits ein Jahr später gründete Dr. Fenter van Vlissingen zusammen mit mehreren anderen die NEMOS (Nederlandsche Maatschappij tot Ontginning van de Steenkolenvelden). Die NEMOS sicherte sich erhebliche Anteile an der Gewerkschaft Hückelhoven. Die restlichen Anteile blieben zunächst noch im Eigentum von Honigmanns Erben.
Bereits zu dieser frühen Zeit bemühte sich die NEMOS das mögliche Abbaugebiet Sophia-Jacobas zu erweitern. In der Region um Dalheim und Arsbeck kaufte sie weitere Rechte an Steinkohlefeldern, nachdem dort bereits um die Jahrhundertwende Probebohrungen stattgefunden hatten. Zu einer Förderung war es allerdings bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekommen.
Ebenfalls 1917 bekam die Gewerkschaft ihren endgültigen Namen Sophia-Jacoba. Der Namen geht auf die Vornamen der Ehefrauen von Dr. Fenter van Vlissingen und Isaac Pieter de Vooys, Vorsitzender des Grubenvorstandes, zurück. Diese beiden Frauen, Sophia und Jacoba, waren die Patinnen für eine lange und erfolgreiche Zeit von Sophia-Jacoba.
Bereits im Jahre 1920 übernahm die NEMOS alle noch bei der Honigmannschen Familie verbliebenen Anteile an der Grube, so daß die NEMOS nun Alleineigentümer der Grube war.
Beim Vergrößerungsstreben der NEMOS ist es nicht verwunderlich, daß bereits in den folgenden Jahren der nächste Schacht, Schacht 3, in Hückelhoven abgeteuft wurde. Mit den Abteufarbeiten wurde im Jahr 1927 begonnen. Über diesem Schacht wurde im Jahre 1929 mit dem Bau des Fördergerüstes begonnen, daß im Jahr 1934 komplettiert werden konnte.
Auch weiterhin wurden die Betriebsanlangen der Grube ständig erweitert. So entstanden in den Jahren 1936 und 1937 das Kauen- und Verwaltungsgebäude.
Der zweite Weltkrieg brachte wie auch für die anderen Gruben Probleme mit sich. Die Einberufung der Bergleute in das Militär stellte auch Sophia-Jacoba vor erhebliche personelle Probleme. Im Gegensatz zu den anderen Gruben hatte Sophia-Jacoba allerdings das Glück, daß es zu keinen schweren Schäden durch Kriegseinwirkungen an den oberirdischen Anlagen kam.
Während des Krieges kam es zu einem starken Wassereinbruch auf der zweiten Hauptfördersohle. In der Zeit von September 1944 bis zum Ende des Krieges mußte die Förderung eingestellt werden.
In der Zeit von 1954 bis 1960 wurde bei Wassenberg-Rosenthal Schacht 5 der Grube abgeteuft.
Um die Förderung weiter zu rationalisieren und damit billiger zu machen wurde durch die Zechenleitung im Jahr 1956 der sogenannte "Neue Plan" ins Leben gerufen. Dieser Plan sah eine grundlegende Modernisierung der Zeche bis in die achtziger Jahre vor. Im Vordergrund stand der Gedanke durch vermehrten Einsatz von neuester Technik und weniger Personal mehr Kohle zu fördern.
Bereits im Jahr 1959 konnte auf dem Ratheimer Gelände an der Myhler Straße ein neuer Schacht, der Schacht 4/HK, eingeweiht werden. Schacht 4 wurde in der Folgezeit zum Hauptförderschacht der Grube. Auf dem Gelände entstand eine eigene Kohlewäsche und ein Grubenbahnhof.
Die zweite Stufe des "neuen Plans" sah vor, ab 1959 in Ratheim einen neuen, leistungsfähigeren Schacht abzuteufen. Im Jahre 1962 wurde mit den Abteufarbeiten für Schacht 6 begonnen.
In den Jahren 1959 und 1961 wurden auf Sophia-Jacoba neue und hochmoderne Brikettpressen erbaut. Diese machten sie zum größten Brikettanbieter im gesamten Aachener Revier.
Nach vierjähriger Dauer der Abteufarbeiten konnte 1964 Schacht 6 in Ratheim eingeweiht werden. Auf dem modernen Förderturm befand sich die bis dahin stärkste elektrische Fördermaschine mit einer Leistung von 5.800 kW. Im Gegensatz zu den älteren Schächten Sophias handelte es sich bei Schacht 6 um einen modernen Betonförderschacht, der von dem Industriearchitekten Fritz Schupp entworfen wurde.
Als Folge eines außergewöhnlich milden Winters kam im Jahr 1967 es zur ersten größeren Krise auf Sophia-Jacoba. Nachdem der Absatz der Hausbrandkohle stark zurückgegangen war, sah sich die Zechenleitung genötigt 500 Bergleute zu entlassen.
Bis zum Ende der sechziger Jahre gingen 80 % der geförderten Kohlen in den Hausbrandbereich. Bestrebungen der Zechenleitung vermehrt in die Kohleverstromung einzusteigen hatten nicht den gewünschten Erfolg.
Den Gedanken der Kohleverstromung behielt die Zechenleitung jedoch weiter im Kopf. So kam es, daß sich die Gewerkschaft Sophia-Jacoba an Neubau eines Großkraftwerks bei Voerde beteiligt hatte. Selbstredend war dieses Kraftwerk dann auch ein bedeutender Abnehmer Hückelhovener Kohle.
Am 15.07.1971 wurde der neue Landabsatz der Grube Sophia-Jacoba an der Brikettfabrik eingeweiht.
Im Jahr 1972 brachte Sophia-Jacoba eine neue Brikettvariante, die Extracit-Briketts auf den Markt. Der Erfolg dieser Briketts war so groß, daß man mit den bisherigen Anlagen die Nachfrage nicht mehr bewältigen konnte. Später mußte dann eine zweite Brikettpresse eingebaut werden um diese Nachfrage zu befriedigen.
Im Jahre 1973 war wieder ein Eigentümerwechsel zu verzeichnen. Neuer Besitzer der Grube war nun die niederländische Gesellschaft Robeco N.V..
Im Jahre 1975 kam es auf Sophia zu einem schweren Sandeinbruch, der die Strecken auf einer Länge von 15 km überspülte. Das Sand-Wassergemisch drang von Norden in Richtung Süden in die Grube ein. Die Bergleute konnten sich alle rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Neben den großen Schäden, die der Einbruch unter Tage anrichtete kam es auch Übertrage zu erhebleichen Schäden. Durch den Abfluß des stützenden Sandes kam es zu massiven Bergschäden in der Wassenberger Feierabendsiedlung, wo sich ein Absenkungstrichter von mehr als 400 m bildetet, der an seiner tiefsten Stelle 6 m unter dem normalen Niveau lag. Zahlreiche Familien waren gezwungen Hals über Kopf ihr Haus zu verlassen.
Im Jahr 1976 wurde die Förderung auf den Schächten 1 und 3 eingestellt.
Um der zunehmenden Förderung der Hauptschachtanlage Herr zu werden mußten in der Zeit von 1979 bis 1980 neue und höchstmoderne Vergleichmäßigungslager in Betrieb genommen werden.
Den neuen Vergleichmäßigungslagern aus dem Jahren 1979/80 folgte im Jahre 1983 eine neue Kohlewäsche. Dieser mächtige Rundbau besaß einen Durchmesser von 110 m und eine Höhe von 30 m und lag zwischen dem Grubenbahnhof und dem Verwaltungsgebäude.
Im Jahr 1984 fand der erste Spatenstich für einen neuen Wetterschacht statt. Dieser Wetterschacht, der bei Erkelenz Golkrath abgeteuft wurde, war nötig um die neu aufgeschlossenen östlichen Felder mit frischem Wetter zu versorgen.
Im Jahr 1988 mußte Sophia-Jacoba ihre Rechtsform ändern. Sie sollte von der bisherigen Rechtsform der Gewerkschaft in eine GmbH umgewandelt werden, da ansonsten der Mutterfirma, der Robeco N.V., die Pleite drohte. Obwohl die Änderung der Rechtsform erst im September 1989 abgeschlossen wurde, blieb die Robeco weiterhin Eigentümer. Von einer drohenden Liquidation war nicht mehr die Rede. Die alleinige Verantwortung wurde jedoch der Zeche übertragen.
Im Mai 1990 verkaufte die Robeco N.V. die Zeche rückwirkend zum 01.01.1990 an die Ruhrkohle AG. Der große Nachteil für Sophia-Jacoba war zu diesem Zeitpunkt, daß der neue Eigentümer, die RAG, weder für Verluste der Grube aufkommen mußte, noch eine Bestandsgarantie abgeben mußte.
Zu dieser Zeit wurde es für die Steinkohlenförderung in Deutschland immer schwerer sich selbst am Leben zu erhalten. Grund dafür waren die billigen Importkohlen, die aus dem Ausland zu Billigstpreisen den deutschen Markt überschwemmten. Trotz der modernen Ausstattung konnte auch Sophia-Jacoba diese Preise nicht erreichen.
Der Anfang vom Ende der Zeche war die Streichung von Subventionen durch die Bundesregierung. So kam es im Oktober 1991 zu einem einwöchigen Sitzstreik der vom 1.000 Bergleuten unter Tage, die damit gegen die Bonner Kohlepolitik demonstrieren wollten.
Die Anstrengungen und Proteste der Bergleute waren vergebens. Im November 1991 wurde beschlossen die Grube im Jahr 1997 zu schließen.
Am 23.03.1997 stellte Sophia-Jacoba ihre Förderung ein. Die Stillegungsarbeiten dauerten bis Ende Juli 1997.
Die Bergleute gingen zum Teil in den Vorruhestand, wechselten in andere Zechen der Ruhrkohle AG oder gingen zur Rheinbraun in die nahegelegenen Braunkohletagebaue.
In der Folgezeit wurden viele Anlagen abgerissen. In Ratheim waren im Jahr 2002 nur noch die Kohlenwäsche und Verwaltungsgebäude erhalten.
Als einziger noch arbeitender Bestandteil der Zeche Sophia-Jacoba existiert heute noch die SJ-Brikett- und Extracitfabrik GmbH am alten Zechengelände in Hückelhoven. Diese gehört seit 1997 der EBV AG.
Auf den übrigen Geländen der Grube ist man bemüht neue Gewerbegebiete anzusiedeln.