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Grube Reserve, Nothberg und Kokerei Nothberg

Die Geschichte der Grube Reserve ist eng verbunden mit der Geschichte der Grube Eschweiler Centrum und der Geschichte Christine Englerths und des Eschweiler-Bergwerks-Vereins.

Christine Englerth, die die Konzessionen zum Abbau der Grube Eschweiler Centrum besaß, gelangte im Jahre 1833 auch in des Besitz der Abbaurechte für die Felder, die sich östlich an die Felder der Grube Centrum anschlossen. Dieses Feld bekam den Namen Eschweiler Reserve und erstreckte sich über den Bereich Eschweiler, Weisweiler, Inden und Lucherberg.

Um dieses Feld ausbeuten zu können wurde ab 1862 die Grube Eschweiler Reserve betrieben. Neben den eigenen Feldern sollte die Grube später die übriggebliebenen Felder der geschlossenen Gruben Centrum, Birkengang, Atsch und Ischenberg ausbeuten.

Die neu entstandene Grube befand sich in Eschweiler Nothberg im Bereich der heutigen Zechenstraße. Auf dem Gelände wurden zwei Schächte abgeteuft. Schacht I wurde bis auf 490 m abgeteuft und erhielt den Namen Wilhelmschacht. Namensgeber für den Schacht war Wilhelm Englerth. Schacht II wurde bis zu einer Teufe von 600 m gebracht. Für beide Schächte wurden Fördersohlen auf 380 und 490 m angelegt.

Ein weiterer Schacht, der auch zur Grube gehörte, wurde bereits in den Jahren von 1847 bis 1855 bei Weisweiler abgeteuft. Er sollte als Wetter- und Wasserhaltungsschacht dienen und erreichte eine Teufe von 362 m. Dieser Schacht erhielt den Namen Heinrichsschacht. Ab 1856 wurde in Heinrichsschacht kurzzeitig Kohle gefördert, wurde aber wegen des zu starken Wasserzuflusses schnell wieder eingestellt. Später wurde dann die Wasserhaltung verstärkt und eine geringe Förderung wiederaufgenommen.

Im Jahr 1864 bekam die Grube dann einen Eisenbahnanschluß durch die Rheinische -Eisenbahn-Gesellschaft. Dieser Anschluß wurde in der Nähe der Grube an die Strecke Aachen-Köln angebunden.

Im Nothberger Feld gab es einige Schwierigkeiten für den EBV. Nach dem Abteufen der Schächte wollte die Förderung nicht richtig in Gang kommen. Zunächst gab es Lieferprobleme mit einer Wasserhaltungseinrichtung, die, als sie dann endlich geliefert wurde nicht den Anforderungen entsprach. So kam es in der Folge laufend zu Problemen mit der Wasserhaltung. In den Jahren von 1875 bis 1880 kam es sogar dazu, daß wegen des starken Wasserzuflusses keine oder nur äußerst geringe Fördermengen zu verzeichnen waren.

Zum Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts waren dann die Wasserhaltungsprobleme der Grube endgültig vergangen. Es wurden mehrere Pumpen der Firma Ehrhardt & Sehmerschen beschafft, die in der Lage waren das in die Grube eindringende Wasser abzupumpen.

Nachdem im Jahre 1891 die Förderung der Grube Centrum endgültig eingestellt wurde wuchs die Grube Reserve durch die Belegschaft, die von Centrum übernommen wurde weiter an.

Die nun wesentlich höhere Fördermenge machte eine Vergrößerung des Grubenbahnhofes erforderlich, die umgehend in Angriff genommen wurde. Ebenfalls im Jahr 1891 wurde eine dampfbetriebene Zwillingsfördermaschine am Schacht II in Betrieb genommen. Neben der eigenen Kohlenwäsche wurde nun auch die Kohlewäsche der früheren Grube Centrum genutzt.

Im Jahr 1892 wurde mit dem Bau der Nothberger Kokerei begonnen, die auf einem Gelände direkt neben der Grube, an der heutigen Feldendenstraße, ihren Standort fand. Die sehr gute Qualität der geförderten Fettkohle und die Nähe zur Grube machten diesen Standort besonders interessant für den Eschweiler-Bergwerks-Verein. Bereits im folgenden Jahre konnten die ersten 30 Öfen der Kokerei aufgebaut werden.

Ab 1893 wurde der Wilhelmschacht (Schacht I) weiter abgeteuft. So kam er im Jahr 1894 bereits auf eine Teufe von 493 m.

Im Jahr 1895 nahm der Eschweiler-Bergwerks-Verein die erste Kokerei in der Region in Betrieb, die auch über die Anlagen zur Gewinnung von Nebenprodukten verfügte. So wurden in eine Benzolfabrik und eine Teerdestillation installiert. Es wurden dreißig weitere Koksöfen zu den bereits bestehenden Öfen erstellt. Die Kohlen gelangte über eine "Brücke" zum Mischturm der Kokerei. Abnehmer des Kokses waren zunächst hauptsächlich die Eisen- und Stahlwerke der Region.

Im gleichen Jahr wurde mit dem Bau von Güterseilbahnen begonnen, die Kohle von den Schächten zur Kokerei und den gebrannten Koks von der Kokerei zur Concordia-Hütte verbringen sollten.

Im Jahre 1902 konnte eine neue Kohlenwäsche am Wilhelmschacht (Schacht I) in Betrieb genommen werden.

1903 konnte ein neuer Wetterschacht in der Nähe Weisweilers in Betrieb gehen. Dieser war bis auf 134 m abgeteuft und erhielt einen elektrisch betriebenen Grubenventilator.

Schacht II konnte im Jahr 1905 bis auf 596 m abgeteuft werden, so daß die geplante Teufe von 600 m nun fast erreicht war. Dort sollte dann die 600-m-Sohle aufgefahren werden.

Im Jahre 1906 kam es zu einer ersten Modernisierung der Kokerei. Im Verlauf der Arbeiten wurden 30 alte Öfen abgebrochen und durch 36 neue Öfen ersetzt. Weitere 43 Öfen wurden zusätzlich installiert. Durch die durchgeführten Erweiterungen erhöhte sich die Koksproduktion für die der EBV nun nach Abnehmern suchte. Es kam ein Vertrag mit einer zehnjährigen Laufzeit mit den Röchling´schen Stahlwerken zustande.

Im Jahre 1907 konnte im östlichen Feld eine elektrisch betriebene Untertagebahn in Betrieb genommen werden.

In den Jahren 1908 und 1911 Verträge geschlossen werden, die einen Koksabsatz an die Luxemburger ARBED-Stahlwerke sicherten.

Nach 1912 wurde die Grube Reserve von Alsdorf aus mit elektrischer Energie versorgt. In der dortigen Gasmotorenzentrale wurde das anfallende Kokereigas in elektrische Energie umgewandelt.

In arge Bedrängnis kam die Grube zwischen 1914 und 1918 durch die Ereignisse des ersten Weltkrieges. Ein Großteil der Bergleute wurden der Grube entzogen, da diese in den Militärdienst abberufen wurden. Um diesen Notstand auszugleichen wurden Arbeiter zwangsverpflichtet, die nicht "fronttauglich" waren, sowie eine Menge unausgebildeter Arbeiter. Ebenso wurden Männer verpflichtet, die im Krieg leicht verwundet wurden, jedoch noch die eine oder andere Arbeit in der Grube verrichten konnten.

Logistische Probleme traten auf, da der Hauptabsatzweg über die Schiene nun stark eingeschränkt war. Da die Eisenbahnstrecke Köln-Aachen stark für militärische Transporte genutzt wurde blieb fast kein Platz für den Kohlentransport. Zudem fehlten mit zunehmender Dauer des Krieges Güterwagen für den Kohlentransport, da diese zum größten Teil durch das Militär gebraucht wurden. Zu brauchbaren Waggons kam man dann wieder, als im benachbarten Ausland Waggons durch das Militär beschlagnahmt wurden. Mit zunehmender Kriegsdauer kam es Minderversorgung mit Materialien und Ersatzteilen.

Auch nach dem Ende des Krieges wurden die Verhältnisse nicht wesentlich besser. Immense Reparationsforderungen der Siegermächte zogen erhebliche wirtschaftliche Schwierigkeiten nach sich. Als Folge des wirtschaftlichen Tiefpunktes kam es im gesamten Aachener Revier zu geringeren Fördermengen, als diese in Friedenszeiten üblich waren. Etwas besser wurde die Lage nach 1925, als es zu Lockerungen in den Zoll kam. Zu ernsthaften Problemen kam es dann wieder zur Weltwirtschaftskrise im Jahre 1929.

Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage wurde die Grube in den Jahren zwischen 1922 und 1930 laufend modernisiert. Unterstützt wurde der Eschweiler-Bergwerks-Verein dabei durch die ARBED, mit der der EBV schon seit einigen Jahren zusammenarbeitete. Ab Dezember 1926 war die ARBED Hauptaktionär beim Eschweiler-Bergwerks-Verein.

Zu den erwähnten Modernisierungen gehörte der Ausbau des Wilhelmschachtes. Dieser wurde nach 1922 seiner hölzernen Hülle beraubt und erhielt einen gemauerten Umbau. Man machte sich in der Folge daran den Wilhelmschacht, wie bereits früher den Schacht II, bis auf eine Teufe von 600 m zu bringen. Diese Vorhaben gelang erst im Jahre 1935.

Ab 1925 wurde der Wetterschacht bei Weisweiler auch zur Personalfahrt genutzt. Dieser Wetterschacht diente mittlerweile für die gesamte Wetterführung der Grube Reserve.

Zur gleichen Zeit war die benachbarte Haldenfläche der Grube erschöpft. Ein neuen Platz fand man auf dem Gelände der früheren Grube Centrum. Die Beschickung erfolgte über die bereits erwähnte Materialseilbahn zur Concordia-Hütte.

Im Jahr 1926 kam es zu einer erneuten Erweiterung der Kokerei. Es wurden 30 alte Öfen abgebrochen und 50 neue eingebaut. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch ein neuer Kohlenturm errichtet, der nun über Bandstraßen mit der Grube Reserve verbunden war. Zusätzliche Erweiterungen wurden auch im Bereich der Gewinnung von Nebenprodukten (Teer und Naphtalin) vorgenommen. Die weitere Verarbeitung der Grundprodukte wurde später in der Kokerei Anna in Alsdorf durchgeführt. Zum Transport dienten Kesselwagen der Eisenbahn.

Am 21.02.1931 kam es zum schwersten Unglück auf der Grube Reserve. In einem Sprengstofflager auf der 600-m-Sohle kam es zu einer Explosion, die eine Schlagwetterexplosion nach sich zog. Bei dieser Verkettung von Explosionen kamen 31 Bergleute ums Leben.

Im Jahre 1937 wurden 13 Öfen der Kokerei wegen starker Beschädigungen stillgelegt.

Ende der dreißiger Jahre erhielt die Grube eine neue Kohlenwäsche. Die sogenannte Schwerflüssigkeitswäsche. Diese neuartige Methode war in der Lage mehr Kohle aus dem Gestein zu lösen. Ohne dieses Verfahren wären weiterhin große Mengen von verwendbarer Kohle auf den Bergehalden gelandet. Als Rückschluß ergab sich durch die neuartige Behandlung eine höhere Kohlemenge bei gleicher Fördermenge.

Der zweite Weltkrieg brachte ab 1939 die gleichen Probleme mit sich, wie bereits der erste Weltkrieg. Wieder wurden die Arbeiter für die Front abkommandiert. Um die fehlenden Arbeitskräfte zu ersetzen wurden in zunehmenden Maße Ostarbeiter und Kriegsgefangene eingesetzt. Durch diese zweifelhaften Maßnahmen konnte die Förderung in einem erträglichen Rahmen gehalten werden.

Nachdem die Kriegsfront aus westlicher Richtung immer näher an das Aachener Revier gelangte, wurde am 12.09.1944 von der Reichsregierung die Einstellung der Förderung auf dem Zechen befohlen. Es blieben nur die Bergleute, die nötig waren, um die Wasserhaltung aufrecht zu erhalten.

Zu den ersten schwerwiegenden Bombardierungen kam es bereits am 15.09.1944, bei der die Übertageanlagen der Grube und der Kokerei Reserve schwere Schäden davontrugen. Hatten diese Schäden noch keine weitere Konsequenz für die Grube, so kam es am 28.09.1944 zu einer Bombardierung, die das Ende der Grube bedeuten sollte.

Bei dieser Bombardierung wurde die Benzolfabrik der Kokerei und das Kesselhaus der Grube zerstört. Da aber das Kesselhaus den Dampf für die Fördermaschinen lieferte war es den verbliebenen Bergleuten der Grube nicht mehr möglich, die Pumpenstation auf der 600-m-Sohle zu erreichen. Der gewaltige Wasserzufluß ließ die Grube innerhalb weniger Tage bis fast zur Oberfläche vollaufen. Die Grube war nicht mehr zu retten, ihr Ende damit besiegelt.

Auch nach dem Ende ihrer Aktiven Zeit dienten Teile der Grube Reserve noch der Kohleförderung im Aachener Revier. Bauteile, die nicht durch den Krieg zerstört wurden fanden eine neue Heimat in den anderen Gruben des Eschweiler-Bergwerks-Vereins. So wurde eine der Dampffördermaschinen zur neuen Grube Emil-Mayrisch in Siersdorf gebracht, wo sie bis zur Einstellung der Förderung im Jahre 1992 ihren Dienst versah.


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