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Grube Emil-Mayrisch, Siersdorf

Als letzte Grube des EBV wurde die Grube Emil-Mayrisch in Siersdorf errichtet. Diese Grube sollte auch die letzte Grube werden, die in Aachener Revier Kohle förderte. Zwischen dem ersten Spatenstich und der Einstellung der Förderung wurde Emil-Mayrisch zu einer der modernsten Schachtanlagen Europas.

Als Namenspatron für die neue Grube wurde der frühere ARBED-Präsident Emil Mayrisch gewählt. Dieser hatte maßgeblich auf die Verträge zwischen dem EBV und der ARBED mitgewirkt.

Mitte der dreißiger Jahre wurde damit begonnen Probebohrungen für die neue Grube durchzuführen. Da diese Probebohrungen durchaus erfolgreich verliefen und man auf große Vorkommen hochwertiger Kokskohle stieß entschloß man sich zum Bau der Grube. Nach den Probebohrungen war man von einem Kohlevorkommen ausgegangen, daß einen Betrieb der Grube für ca. 150 Jahre gesichert hätte.

Aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus entschloß man sich die Grube Emil-Mayrisch zu einer Großschachtanlage auszubauen. Beobachtungen in anderen Regionen hatten gezeigt, daß es kostengünstiger war großflächige Kohlevorkommen mit einer Großschachtanlage zu fördern, anstatt mit mehreren kleinen Gruben zu arbeiten.

Um die ausgedehnten Kohlefelder in alle Richtungen gleich schnell erreichen zu können, wurde die Grube zentral in die erwarteten Vorkommen gebaut. Als optimaler Standort für die Grube wurde das freie Feld nahe Siersdorf ermittelt. Weiterhin bot dieser Standort die Möglichkeit zur Expansion in alle Richtungen.

Um zügig mit den Arbeiten beginnen zu können wurde eine eigene Zufahrtsstraße zur Grube gebaut und von der Grube Maria in Mariadorf erhielt die Zeche ihren Strom über eine provisorische Überlandleitung.

Im Jahre 1937 wurde damit begonnen zwei Abteuftürme für die Grube zu errichten. Noch im gleichen Jahr begann man mit den Abteufarbeiten für Schacht I. Mit de Abteufen des Schachtes II wurde im Jahr 1938 begonnen. Wegen der wasserführenden Sandschichten im Schachtbereich wurden die Schächte im Gefrierverfahren abgeteuft.

Beide Schächte wurden letztendlich auf eine Tiefe von 875 m abgeteuft. Dabei wurde Schacht I bis auf eine Tiefe von 465 m und Schacht II bis auf 475 im Gefrierverfahren abgeteuft. Die Abteufarbeiten im Gefrierbereich wurden dabei von Thyssen Schachtbau durchgeführt. Die Arbeiten an den beiden Schächten zogen sich von 1937 bis 1950 hin.



Hinter dem Zaun: Aufgefüllter Schacht mit Schnüffelrohr im Sommer 2001
Im Hintergrund: Halde der Grube Emil-Mayrisch


Bereits seit 1941 hatte die Grube einen Eisenbahnanschluß. Diese Stichstrecke verlief von der Grube aus nach Mariadorf, wo sie an die Strecke Stolberg-Herzogenrath angeschlossen war.

Das es so lange dauerte beide Schächte in Betrieb zu bringen lag am zweiten Weltkrieg und seinen Folgen. So wurden schon bald viele Bergleute in den Kriegsdienst abgezogen. Es wurde versucht die fehlenden Bergleute durch Kriegsgefangene und Ostarbeiter auszugleichen.

Im weiteren Verlauf des Krieges und den zunehmenden Kriegswirren wurde befohlen, daß die Arbeiten auf Emil-Mayrisch eingeschränkt werden müßten um Arbeitskräfte für die anderen Gruben freizubekommen, deren Kohle dringend benötigt wurde, während von Emil-Mayrisch keine Kohle zu erwarten sei. Im Herbst 1944 mußten die Abteufarbeiten ganz eingestellt werden. Schacht I war bis dahin auf 565 m, Schacht II auf 662 m.

Nach dem Ende des Krieges war die Grube ein Bild der Verwüstung. Nachdem die Stromversorgung ausgefallen war, die dringend für die Wasserhaltung lebenswichtig war, sind beide Schächte bis auf eine Tiefe von 40 m abgesoffen. Ein Schachtgerüst war zerstört, das zweite schwer beschädigt. Die weiteren Übertageeinrichtungen waren entweder schwer beschädigt oder vollkommen zerstört.

Nach dem Krieg unterstand die gesamte Kohleförderung der North German Coal Control, die alle Fäden in der Hand hielt. Diese Aufsichtsinstanz erteilte der Grube Emil-Mayrisch erst im Jahre 1947 die Erlaubnis die Arbeiten wieder aufzunehmen. Bis dahin waren nur einzelne ungezielte Arbeiten durchgeführt worden. Die Bergleute der Grube wurden, wie bereits im Krieg, an die bereits wieder fördernden Zechen ausgeliehen.

Nun konnte damit begonnen werden die Grube wieder in den Zustand zu versetzen, daß ein weiteres Abteufen möglich war. Dies war allerdings aufgrund des Mangels an Material und Belegschaft und der umfangreichen Zerstörungen der Anlagen recht schwierig.

Aufgrund dieser Schwierigkeiten war es schon eine besondere Leistung, daß bereits im Jahre 1949 die beiden Schächte die erste Hauptfördersohle auf 710 m erreichen konnten. Im Jahr 1950 konnte dann die Hauptfördersohle und die Wettersohle aufgefahren werden. In den beiden folgenden Jahren wurde Schacht II bis auf 884 m abgeteuft und bei 860 m die zweite Hauptfördersohle angefahren werden.Die 860 m-Sohle diente als Hauptfördersohle für das östliche Feld.

Für die Grube wird in ca. 1 km Entfernung die Bergehalde angelegt. Diese zieht sich entlang der heutigen B 56. Angefangen wurde mit der Beschickung in Höhe der Ortschaft Freialdenhoven und hat sich bis zum Ende der Förderung bis auf die Höhe von Setterich fortgesetzt.

Anstelle des bisherigen Abteufturmes wurde über Schacht I ein Fördergerüst installiert, daß bis zur Zerstörung der Grube im Krieg auf der Grube Eschweiler Reserve gedient hatte. Dieses Stahlfördergerüst und die zugehörige Dampffördermaschine (Dinglersche Dampfmaschine) waren im Krieg nicht beschädigt worden und waren nun auf Emil-Mayrisch natürlich mehr als willkommen. Das Fördergerüst und die Fördermaschine versahen ihren Dienst bis zur Einstellung der Kohleförderung auf der Zeche.


Fördergerüst über Schacht 1 auf Emil-Mayrisch
© Guido Radermacher

Nachdem die Arbeiten trotz der widrigen Umstände so zügig voranschritten konnte am 15.04.1952 mit der Förderung der Kohle begonnen werden. Die erste Förderung erfolgte dabei auf der 710 m-Sohle im südlichen Kohlefeld.

Zunächst besaß die Grube noch keine eigene Kohlewäsche und andere Aufbereitungsanlagen. Die Rohkohle wurde von Siersdorf aus per Zug nach Alsdorf auf das Gelände der Zeche Anna II gebracht und in den dortigen Anlagen aufbereitet. Die Siersdorfer Fettkohle wurde nach der Reinigung in der Kokerei Anna zu Koks verarbeitet.

Nachdem die Förderung begonnen hatte wurde die Grube weiter ausgebaut. So wurden die Übertageanlagen erweitert und der Grubenbahnhof ausgedehnt. Im Jahr 1955 begann man mit dem Bau eines neuen Betonförderturmes für Schacht 2. Dieser 71 m hohe Koloss konnte bereits im Jahr 1956 in Betrieb gehen. Im Turm versah eine vollautomatische, elektrische Fördermaschine ihren Dienst. Durch den Einsatz der neuen Fördermaschine konnte die Fördermenge fast verdreifacht werden.


Betonförderturm über Schacht 2 auf Emil-Mayrisch
© Guido Radermacher

Auch nach 1956 gingen die Erweiterungsarbeiten an der Grube weiter. Wichtigste Neuerung war wohl der Bau der Aufbereitungsanlage, mit der 1958 begonnen wurde. Nach deren Fertigstellung konnte nun die aufbereitete Kohle direkt zur Kokerei nach Alsdorf gebracht werden.

In unmittelbarer Nähe der Grube wurde im Jahr 1960 mit dem Bau eines Steinkohlekraftwerkes begonnen. Das Kraftwerk lag nördlich des Grubengeländes direkt an der Kreisgrenze zwischen dem Kreis Aachen und dem Kreis Düren.

Im Betonförderturm über Schacht II wurde im Jahr 1962 eine weitere Fördermaschine nach zwei Jahren Umbauzeit eingebaut. Auch bei dieser Maschine handelte es sich um eine vollautomatische, elektrisch angetriebene Fördermaschine.

Zu Beginn der sechziger Jahre trat zum ersten Mal ein neues Phänomen auf. Der Absatz der heimischen Kohle stagnierte. Dies lag vor allem am zunehmenden Gebrauch von Erdöl und an der Einfuhr billigerer Importkohle. Der EBV reagierte auf den nachlassenden Absatz ihrer Kohle mit kurzfristigen Fördereinstellungen. Die Grube Emil-Mayrisch war als einzige Grube von diesen Maßnahmen (vorerst) nicht betroffen.

Ebenfalls wurde Anfang der sechziger Jahre damit begonnen eine unterirdische Verbindung zwischen Emil-Mayrisch und der Grube Maria in Mariadorf zu schaffen. Dabei mußte das Sandgewand durchdrungen werden, was durch den Ringausbau geschafft wurde. Nach der Schließung der Grube Maria im Jahre 1962 wurden deren Felder nun von Emil-Mayrisch ausgebeutet. Ein großer Teil der Belegschaft von Maria wurde auf Emil-Mayrisch übernommen.

Die Absatzkrise zu Beginn der sechziger Jahre war allerdings kein vorübergehendes Phänomen, sondern sollte die Gruben im Aachner Revier weiter begleiten, sogar später zu ihrem Ende führen. Von den Absatzproblemen blieb natürlich auch die Grube Emil-Mayrisch auf Dauer nicht verschont. Jedoch sollte die schwere Zeit für die anderen Gruben einen neuen Aufschwung für Emil-Mayrisch bedeuten.

Im Jahr 1972 wurde nochmals ein Blindschacht (72 C) mit einem Durchmesser von 4,5 m bis auf eine Teufe von 238 m gebracht. Geteuft wurde durch die Fa. Thyssen Schachtbau.

Weiterhin kamen 1972 vier Bergleute ums Leben, als sie mit einem Förderkorb abstürzten. Dieses Unglück ereignete sich in einem Blindschacht zwischen der 530 und 710 m-Sohle.

Mitte der siebziger Jahre reiften innerhalb des EBV Pläne für ein neues Steinkohlekraftwerk in Siersdorf, daß Strom ausschließlich aus Kohle der noch fördernden EBV Zechen verarbeiten sollte. So wollte man den Fortbestand der Gruben in den Absatzschwachen Jahren retten. Zwei Gründe sprachen für diesen Plan. Zum ersten wurde in der Stahlindustrie immer weniger Kokskohle benötigt, zum zweiten wurde die Alsdorfer Kohle immer magerer, d.h. zur Verkokung war sie immer weniger geeignet.

Einen Partner für den Plan hatte der EBV bereits in der STEAG gefunden, die bereits das alte Siersdofer Kraftwerk betrieben. Welcher Platz hätte sich da wohl besser angeboten, als Siersdorf... Zum Bau dieses Kraftwerkes ist es allerdings nie gekommen. Gescheitert ist das Vorhaben nicht am Widerstand der Bevölkerung oder der Politik, sondern an den Stromabnehmern, die zu dieser Zeit voll und ganz auf die Kernenergie schworen. Man fand schlichtweg keinen Abnehmer für den Strom.

Im Januar 1975 konnte nach fünfjähriger Arbeit die Verbindung zwischen den Zechen Carl-Alexander, Baesweiler und Emil-Mayrisch durchgeschlagen werden. Wegen der ständig schwerer werdenden geologischen Verhältnisse sollte die Baesweiler Grube geschlossen werden. Die weitere Förderung des Baesweiler Felder (Lovericher Horst) erfolgt fortan über die Grube Emil-Mayrisch. Die Grube Carl-Alexander schloß zum 30.09.1975.

In den Jahren 1976 und 1977 wurden zwei weitere Blindschächte (87 C und 87 E) mit Durchmessern von 5,0 m bis auf Teufen von 230 und 236 m abgesenkt. Auch diesmal wurden diese Arbeiten von der Fa. Thyssen Schachtbau durchgeführt.

Immer noch von der Absatzkrise gebeutelt versuchte der EBV Konzepte zu erstellen um die Förderung der Kohle kostengünstiger und damit marktfreundlicher zu gestalten. So ging der Gedanke in Richtung einer Großschachtanlage, die die Förderung der Grube Anna in Alsdorf auffangen sollte. Diese Grube war Emil-Mayrisch.

Im Jahr 1983 konnte eine 5,8 km lange unterirdische Verbindung zwischen den Gruben Anna in Alsdorf und Emil-Mayrisch in Siersdorf in betrieb genommen werden, die im Gegenortbetrieb aufgefahren wurde. Knapp drei Jahre wurden für den Ausbau der Strecke benötigt. Diese Verbindung war der Grundstein für die zukünftige Arbeit Emil-Mayrischs als Verbundbergwerk. Weiterhin wurden vier unterirdische Kohlebunker angelegt, die ca. 5.000 Tonnen Fassungsvermögen hatten, getrennt für Kokskohle von Emil-Mayrisch und Kraftwerkskohle von Anna.


Brachfläche im Sommer 2001 wo früher die Grube war...


Nach dem die Förderung der Grube Anna im Jahr 1983 eingestellt wurde, wurde die gesamte Förderung der Anna-Gruben nach Siersdorf verlagert. Bandstraßen stellen die Verbindung von den Förderfeldern Annas zur Grube Emil-Mayrisch her.

Bereits vor der Stillegung Annas wurden auch die Übertageanlagen Emil-Mayrischs den veränderten Umständen angepaßt. Die Anlagen mußten nun zum Teil doppelt vorhanden sein, um Kraftwerkskohle und Kokskohle getrennt voneinander lagern zu können. Ebenso war eine Anpassung an die nun höhere Kohlemenge erforderlich. Um eben diese höhere Kohlemenge bewältigen zu können wurde auch die Kapazität von Schacht II erweitert. Dazu wurden die bisherigen Förderkörbe durch größere Förderkörbe ersetzt.

Als Weg aus der Misere versuchte der EBV die Kosten für die Grube Emil-Mayrisch zu senken. Dazu gehörten Rationalisierungsmaßnahmen ebenso wie der Versuch anstelle der niederflüchtigen Siersdorfer Kohle vermehrt Kokskohle in Siersdorf zu fördern.

Aus diesem Grund begann man mit Probebohrungen im "Settericher Graben", wobei gezielt nach verwendbarer Kokskohle gesucht wurde. Diese Bohrungen wurden bis an den Ortsrand von Setterich herangeführt wurden. Dabei wurde bis auf Teufen von 1.200 m gebohrt. Die Erkenntnisse waren jedoch alles andere als günstig. Die Vorkommen waren zu gering und der Abbau wegen geologischer Störungen sehr aufwändig. So mußte der EBV sich von dieser Idee trennen, da sie betriebswirtschaftlich ein Reinfall gewesen wäre.

Im Jahre 1987 kam es zum Todesurteil für die Grube Emil-Mayrisch. Am "Bonner Kohletisch", an dem sich Vertreter der Bergbauunternehmen, der IG Bergbau und der Bundesregierung trafen, wurde die Stillegung der Zeche Emil-Mayrisch für das Jahr 1992 beschlossen. Begründung für dieses vernichtende Urteil war die zu hohe Förderung der deutschen Steinkohlezechen angesichts der niedrigen Abnahmemengen. Weitere Subventionen seien nicht mehr zu erwarten.

Als Folge dieses Beschlusses begann der EBV mit einem verhaltenen, aber stetigen Rückbau der Anstrengungen auf Emil-Mayrisch. Die Förderung nahm stetig ab und mehrere Tagesschächte wurden eingestellt und verfüllt.

Am 18.12.1992 wurde auf Emil-Mayrisch die letzte Kohle gefördert.

In den folgenden Jahren wurden bis auf das Verwaltungsgebäude alle Übertageeinrichtungen abgerissen, die Schächte gesichert; der Betonförderturm am 06.05.1994 gesprengt.

Im Jahre 1995 wurde damit begonnen auf dem ehemaligen Gelände der Grube Emil-Mayrisch einen Industrie- und Gewerbepark anzulegen. Erhaltengeblieben ist auf dem Gelände nur das frühere Verwaltungsgebäude und die eingezäunte Schachtabdeckung.



Relikt am Verwaltungsgebäude. Sommer 2001


Kurz nach der Stillegung der Zeche gab es Planungen auf dem Gelände eine Müllverbrennungsanlage anzusiedeln. Diese Planungen wurden bereits im Jahr 1995 wieder verworfen, da für eine solche Anlage aufgrund der gesunkenen Müllmengen kein Bedarf mehr bestand.

Angesiedelt ist dort bisher eine Kunststofffabrik, sowie ein Ingenieurunternehmen.

Zwischenzeitlich gab es Gedanken auf dem Gelände eine Aufbereitungsfirma für Kalksteinprodukte zu errichten. Von diesen Ideen ist leider seit dem Sommer 2001 nichts mehr gehört worden.